Versuchshaus testet Öko-Materialien

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In einem Versuchshaus an der TU Wien werden Öko-Materialien erforscht.

Der Öko-Prüfstand der TU Wien im dritten Wiener Gemeindebezirk (Bild: TU Wien)

Der Öko-Prüfstand der TU Wien im dritten Wiener Gemeindebezirk (Bild: TU Wien)

Von österreichischen Firmen gesponsert und mit großem Interesse an den Ergebnissen der Untersuchungen wollen die Projektpartner aufzeigen, wie man mit natürlichen Materialien wetterfeste und dauerhafte Gebäude baut. Azra Korjenic erhält dafür den „Energy Globe Wien 2015“.

Es geht auch ohne Beton und Kunststoffe. Man kann ein Haus ausschließlich mit natürlichen Materialien bauen. Wie das am besten funktioniert, erforscht Prof. Azra Korjenic von der TU Wien. Im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde ein Testgebäude (Öko-Prüfstand) errichtet, in dem unterschiedliche Bautechnologien ausprobiert werden. Das ganze Jahr über werden dort mit Sensoren Messdaten gesammelt, um herauszufinden, welche Technologien und welche Materialien sich am besten bewähren. Das Projekt wurde am 14. April mit dem „Energy Globe Wien 2015“ ausgezeichnet.

Umweltbewusst und dauerhaft

„Viele Leute wollen heute auf umweltfreundliche Weise bauen“, sagt Azra Korjenic. „Doch viele haben immer noch Bedenken, ob natürliche Materialien wie etwa Stroh tatsächlich langfristig haltbar sind.“ Baumaterialien könnten zu viel Feuchtigkeit aufnehmen und zu schimmeln oder verrotten beginnen, ihre Stabilität oder ihre Dämmfähigkeit verlieren. An der TU Wien untersucht man daher, wie man natürliche Materialien einsetzen muss, um Dauerhaftigkeit, Fehlertoleranz und höchsten Wohnkomfort sicherzustellen.

Im dritten Wiener Gemeindebezirk wurde ein kleines Testgebäude errichtet, das ausschließlich aus natürlichen Materialien besteht. Die Tragkonstruktion ist aus Holz, gedämmt und ausgefacht wird mit Strohballen, für die Wände wurde Lehm und Kalk eingesetzt. Die Fassade wird teilweise mit Pflanzen begrünt – Azra Korjenic konnte bereits in einem anderen Forschungsprojekt zeigen, dass diese Maßnahme das Wohnklima im Haus verbessert. Auch ein innovatives Photovoltaik-System wird getestet, das gemeinsam mit Fassadenbegrünung eingesetzt wird: Ein Teil des Lichts wird von der Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung genutzt, der Rest dringt hindurch und kommt den Pflanzen dahinter zu gute.

Sensoren in der Gebäudewand

„Wir haben eine Vielzahl von Sensoren eingebaut und können überall in der Fassade wichtige Parameter wie Wärmestrom, Temperatur oder Feuchtigkeit jederzeit genau messen“, sagt Korjenic. „Damit lässt sich auch sagen, ob die eingesetzten Materialien auf Dauer haltbar sind, oder ob man Probleme erwarten muss, etwa weil sich irgendwo zu viel Feuchtigkeit ansammelt.“

Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend: „Das Bio-Haus funktioniert perfekt“, sagt Korjenic. „Wir wollen mit diesem Projekt zeigen, dass sich eine ökologische Bauweise bestens bewährt, wenn man sie richtig einsetzt.“ Natürlich hat diese Bauweise auch ihre Grenzen, und genau diese Grenzen sollen mit Hilfe des Öko-Prüfstandes der TU Wien ausgelotet werden. Man erwartet sich durch die Messungen ein detailliertes Verständnis über das Potenzial der unterschiedlichen Materialien und Technologien, sodass man in Zukunft genau sagen kann, welche Maßnahmen bei welchen Anforderungen sinnvoll sind. „Wenn man in Zukunft ein ökologisch vorbildliches Haus bauen will, soll man sich nicht auf das Bauchgefühl verlassen müssen, sondern genau wissen, was zu tun ist“, sagt Korjenic.

Mit dem Öko-Prüfstand und den Bautechnologien und Systemen, die dort verwendet werden, befassen sich auch drei von Azra Korjenic betreute Dissertationen, an denen Tomasz Bernard, Maria Penaranda Moren und David Tudiwer derzeit arbeiten.

Das Projekt wurde am 14. April 2015 mit dem „Energy Globe Wien“ ausgezeichnet. Vergeben wurde der Preis im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wirtschaftsimpulse durch Forschung“, die in Kooperation zwischen Wirtschaftskammer Wien und TU Wien organisiert wird. Thema dieser Veranstaltung war „Das A&O der Sanierung: Adaption und Optimierung vom Gebäudebestand“, mehrere ExpertInnen der TU Wien aus dem Bereich Bauingenieurwesen und Architektur präsentierten dort anhand von an der TU Wien entwickelten Technologien innovative Konzepte für Sanierungsvorhaben von der Planung und Priorisierung der zu setzenden Maßnahmen bis hin zur erfolgreichen Umsetzung. Besonderes Augenmerk lag auf der Simulation und Modellierung des Bestands, um bereits im Vorfeld solide Entscheidungsgrundlagen zu erhalten, um kostengünstige Optimierungen durchführen zu können.


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