Biologische Vielfalt erhalten

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EU-weites Forschungsgemeinschaft für Biodiversität „BIODIVERSA“ startet zweite Phase und erhielt Finanzmittel aus dem Sechsten und dem Siebten EU-Forschungsrahmenprogramm.


Das Artensterben hat ein alarmierendes Tempo erreicht und damit gerät die Macht der Natur in Gefahr, uns mit lebenswichtigen Dingen wie sauberer Luft und trinkbarem Wasser, Nahrung, Kraftstoffen und Materialien versorgen zu können, das Klima zu regulieren und uns vor Hochwasser zu schützen, um nur einige Punkte zu nennen. Die Erschaffung einer einzigartigen Forschungsgemeinschaft für Biodiversität in Europa ist die Aufgabe des EU-finanzierten ERA-NET-Projekts BIODIVERSA. BIODIVERSA – nun in der zweiten Phase – erhielt Finanzmittel aus dem Sechsten und dem Siebten EU-Forschungsrahmenprogramm (RP6, RP7).


Vor dem Start des BIODIVERSA-Projekts waren die Finanzierungsmöglichkeiten für die Biodiversitätsforschung in Europa eher zersplittert. Fördereinrichtungen engagierten sich nur in relativ wenigen gemeinsamen Aktivitäten. Eine gesamteuropäische Zusammenarbeit ist jedoch für diesen Forschungszweig aus einer Reihe von Gründen geradezu lebenswichtig. Der europäische Maßstab ist in einigen Fällen ganz einfach die logische Konsequenz – dies gilt in uneingeschränktem Maße für die grenzüberschreitende biologische Vielfalt.


Projektkoordinator Dr. Xavier Le Roux von der französischen Stiftung für Biodiversitätsforschung nennt das Beispiel der invasiven Arten: „Sie werden Grenzen überschreiten, ohne zu fragen, und wenn man einen Managementplan für invasive Arten entwickeln muss, wäre es sicher sinnvoll, einen europäischen und nicht nur einen nationalen Managementplan zu entwickeln“, bekräftigt er gegenüber CORDIS News.


Auch neue und aufkommende Themen wie beispielsweise die Aufwertung der biologischen Vielfalt und der Dienstleistungen der Ökosysteme sind am besten auf internationaler Ebene anzugehen. Wissenschaftler versuchen dabei, den Wert der Biodiversität und der von der Natur gebotenen Serviceleistungen zu quantifizieren. In diesen Fällen ist es eher unwahrscheinlich, dass ein einzelnes Land genügend Know-how aufbringen kann, um ein eigenes Forschungsprogramm auf die Beine zu stellen: Europäische Zusammenarbeit ist unerlässlich. Außerdem kann BIODIVERSA europaweite Forschungsprojekte einer Größe ergänzend zu den traditionellen IP-Finanzmitteln (integriertes Projekt) von der Europäischen Kommission unterstützen und ist wahrscheinlich besser geeignet, um reale interdisziplinäre Arbeit und die Einbeziehung von Interessengruppen wahr werden zu lassen.


Heute verbindet BIODIVERSA 21 Finanzierungsgremien in 15 europäischen Ländern und ist erfolgreich am Aufbau eines Europäischen Forschungsraums (European Research Area, ERA) für die Biodiversitätsforschung beteiligt. Kernaktivität von BIODIVERSA ist die Förderung der Biodiversitätsforschung durch gemeinsame Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen. Die Projekte werden vorwiegend auf der Grundlage von zwei Kriterien ausgewählt: wissenschaftliche Exzellenz und politische Relevanz.


Die erste gemeinsame Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen aus dem Jahr 2008 stellte über 14 Mio. EUR für 12 Projekte in den Bereichen globaler Wandel und Biodiversitätsdynamik, Funktionieren von Ökosystemen und Ökosystem-Dienstleistungen bereit. Die finanzierten Projekte untersuchen nun die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität, den Einsatz von Feuer bei der Erhaltung der Artenvielfalt, die Auswirkungen von Umweltverschmutzung, Niederschlag und Temperaturen auf die Torfmoor-Biodiversität, die Wirksamkeit von Schutzgebieten und Netzwerken sowie die Auswirkungen des Klimawandels auf Insekten.


Im November 2010 wurde eine zweite Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen mit einem Gesamtbudget von 11 Mio. EUR gestartet. Ein Teil des Aufrufes ist den Beziehungen zwischen Biodiversität und der Fähigkeit eines Ökosystems gewidmet, Dienstleistungen wie Nahrung und Wasser, Klimaregulierung und Bestäubung unserer Kulturpflanzen usw. zur Verfügung zu stellen. Es gibt bereits Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Biodiversität und den Dienstleistungen, zu denen Ökosysteme fähig sind – diese sind allerdings komplex und bisher kaum erforscht.


BIODIVERSA ist überdies bestrebt, Projekte zu finanzieren, die neue Wege untersuchen, um der Biodiversität und den Ökosystemdienstleistungen einen Wert zuzuordnen. Der Bereitstellung von Waren wie Lebensmitteln, Kraftstoff, Materialien und Heilpflanzen kann meist ein klarer ökonomischer Wert zugeordnet werden – für Dienste wie die Regulierung des Klimas oder die Erschaffung kultureller Dienstleistungen wie etwa Erholungsmöglichkeiten gestaltet sich das schon schwieriger.


Schließlich gilt die Aufforderung der Finanzierung von Projekten zur Entwicklung politischer Strategien, die zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen und damit die langfristige Nachhaltigkeit eines breiten Spektrums lebenswichtiger Ökosystemleistungen gewährleisten.


Mit Blick in die Zukunft haben die BIODIVERSA-Mitglieder kürzlich zugesagt, jährlich eine gemeinsame Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen zu starten. „Es gibt eine sehr starke Leistungsbereitschaft unter den Partnern“, kommentiert Dr. Le Roux.


Eine weitere neuere Entwicklung innerhalb von BIODIVERSA ist die Errichtung einer gemeinsamen rotierenden Forschungsagenda (rolling research agenda) für alle an dem Projekt beteiligten Agenturen. In diesem Dokument wird neben den BIODIVERSA-Hauptthemen festgelegt, welche Arten von Aktivitäten durchzuführen sind. Außerdem wird betrachtet, wie Forschungsergebnisse den politischen Entscheidungsträgern und anderen nahezubringen sind und wie man zum Beispiel Forschungsinfrastrukturen am besten nutzt.


Das Projekt erweitert außerdem seine geographische Reichweite. Neulinge im BIODIVERSA-Netzwerk sind Fördereinrichtungen in Bulgarien, Litauen und der Türkei.


Für Dr. Le Roux hat das BIODIVERSA-Projekt eine entscheidende Rolle bei der verstärkten Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger und anderer Interessengruppen für die Bedeutung des Kampfes gegen den Verlust der biologischen Vielfalt inne. Schließlich werden die im Rahmen von BIODIVERSA finanzierten Projekte sicherstellen, dass zukünftige Generationen weiterhin von den vielen Produkten und Dienstleistungen profitieren können, die durch gesunde, vielfältige Ökosysteme erbracht werden.


„Die Förderung der Biodiversitätsforschung hat wirklich allerhöchste Bedeutung“, verdeutlicht er. „Wir hoffen, dass die Aktivität von Initiativen wie BIODIVERSA dazu beitragen wird, die in diesem Bereich arbeitenden Menschen zu unterstützen und überdies das Bewusstsein über die Tatsache zu fördern, dass die biologische Vielfalt tatsächlich eine der ganz großen Herausforderungen ist.“


http://www.eurobiodiversa.org


Quelle: © Europäische Union, 2005-2011




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