Wärmekonferenz: Transformation im Wärmemarkt

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Politikcheck: Moderatorin Ursula Heller, Bayrischer Rundfunk im Gespräch mit Verena Hubertz, MdB, SPD-Bundestagsfraktion, Daniel Föst, MdB, FDP-Bundestagsfraktion, Julia Verlinden, MdB, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN-Bundestagsfraktion, Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), Andreas Jung, MdB, CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) (v.r.n.l.) (Bild: Uwe Manzke)

Versorgungssicherheit: Wir müssen handeln!

Fachkräftemangel, eingeschränkte Technologieoffenheit, Lieferengpässe, und unzureichende Digitalisierung, wie in allen Energiebranchen steht auch der Wärmesektor unter Druck. Der 23. März 2022 rückte diese Schwachstellen, sowie Fehlent- wicklungen der Vergangenheit, während der Deutschen Wärme- konferenz im Berliner FUTURIUM in den Fokus von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Medien.

Unter dem Motto #connectingheat diskutierten die Teilnehmer der diesjährigen Wärmekonferenz über Lösungsstrategien für Klimaschutz und Versorgungssicherheit. Wie ein roter Faden zog sich unter dem Eindruck des Angriff-Kriegs Russlands gegen die Ukraine die jahrelange Fehleinschätzung zur russischen Lieferabhängigkeit durch die Veranstaltung. Mit einem vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) erarbeiteten Strategie- papier „Zielbild Wärmemarkt 2045“ soll der Wärmemarkt jetzt neuen Auftrieb bekommen. Die Verbände begrüßen den im Jahr 2021 gestarteten Modernisierungsschub ausdrück -lich. Demnach wurden nach über zwei Dekaden ohne signifikantes Wachstum im Jahr 2021 knapp 930.000 neue Anlagen installiert. Damit würde die Branche erstmalig in den Bereich von 1 Million Anlagen liegen, die man zur Erreichung der Klimaziele im Gebäude benötige. Diese Entwicklung müsse durch die Verstetigung der Rahmenbedingungen noch weiter ausgebaut werden. Daher forderten die Verbände die Politik auf, die Bundes- förderung für effiziente Gebäude (BEG) finanziell abzusichern und verlässlich fortzu- setzen. Diese sei ein Erfolgsmodell und die Menschen seien bei stimmigen Rahmenbe- dingungen bereit, in moderne Heizungstechnik und damit in Klimaschutz zu investieren. „Angesichts der aktuellen Entwicklungen muss der Ausbau der erneuerbaren Energien inklusive Biomethan und Holzenergie sowie der Markthochlauf von Wasserstoff noch schneller organisiert werden als bisher geplant“, forderte BDH-Präsident Uwe Glock.

Die neue Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag das Thema Klimaschutz zur zentralen Aufgabe erklärt. Bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden, 2045 soll Deutschland klimaneutral sein. Dem Wärmesektor, dem größten Energieverbrauchsektor Deutschlands, kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Allein hier möchte die Politik den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 50 Prozent erhöhen. Derzeit liegt er bei 15 Prozent. Und noch immer ist jede zweite Heizung in Deutschland technisch veraltet und modernisierungsbedürftig. Wie die Wärmewende und damit die Energiewende erfolgreich gelingen kann, war die zentrale Fragestellung der Deutschen Wärmekonferenz.

An der Deutschen Wärmekonferenz nahmen rund 200 Vertreter aus Politik, Verbänden, Medien und Industrie teil. Trotz der derzeit großen Herausforderungen durch die noch immer nicht überwundene Corona-Pandemie sowie den Krieg in der Ukraine, ging von der Veranstaltung ein positives Signal aus. „Die innovationsgetriebene Heizungsindustrie bietet bereits heute alle technologischen Lösungen, um die Klimaziele im Wärmesektor umzusetzen. Dazu gehören unter anderem Wärmepumpen, Brennstoffzellen, Brenn- werttechnik für den Betrieb mit grünen Gasen und E-Fuels in Verbindung mit Solar- thermie, hybride Systeme, Holzzentralheizungen und Lüftungssysteme mit Wärmerück- gewinnung. Gemeinsam mit unseren Marktpartnern aus Fachhandwerk und Großhandel müssen diese Systeme nun beschleunigt und unter verstärkter Nutzung CO2-reduzierter und erneuerbarer Energien in den Markt gebracht werden“, fasste BDH-Hauptgeschäfts- führer Markus Staudt zusammen.

Wärmewende fordert Fachhandwerk und Technologieoffenheit

Eine entscheidende Rolle nimmt dabei das Fachhandwerk ein. In den nächsten zehn Jahren scheiden rund 30 Prozent der heute Beschäftigten ruhestandsbedingt aus dem Erwerbsleben aus. Davon werden die rund 49.000 SHK-Betriebe aufgrund der demo- grafischen Entwicklung aber nur etwa die Hälfte durch Neueinstellungen ersetzen können. Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele im Wärmemarkt zu erreichen, muss aber zwangs- läufig die Modernisierungsrate der Heizungen weiter gesteigert werden. Ohne aus-reichende personelle Kapazitäten im Heizungsbauerhandwerk ist das in dem angestreb- ten knappen Zeitraum bis 2030 nicht zu schaffen. Darauf verwies in Berlin der Präsident des ZVSHK, Michael Hilpert. „Entscheidend ist für uns der Faktor Zeit. Wir unterstützen die Klimaziele der Bundesregierung. Wir schaffen auch deren Umsetzung im Wärme- markt. Aber die zeitlichen Fristen hierfür müssen sich an dem Machbaren orientieren, das heißt an den verfügbaren Fachkräften!“. So rechnet der ZVSHK mit rund 60.000 zusätzlich benötigten Monteuren, um – wie von der Politik gefordert – bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen in Deutschland zu installieren. „Das Heizungsbauerhandwerk ist hoch- qualifiziert und in der Lage, die zunehmend komplexer werdenden heiztechnischen Systeme kompetent einzubauen und zu warten“, betonte ZVSHK-Präsident Michael Hilpert. „Aber bei den gesteigerten Anforderungen seitens der Politik brauchen wir als Klimahandwerk auch konkrete Hilfe der Politik, den gesteigerten Fachkräftebedarf zu decken.“ Der ZVSHK erwartet hierzu analog zu der seit Jahren stattfindenden Hochschul- förderung Unterstützung der Politik bei der Ausbildungsförderung und Weiterqualifizierung von Fachkräften – etwa durch ein neu zu schaffenden Kompetenzzentrum für Klimahand- werke. Fazit: Der Weg zur Wärmewende ist nur mit einem mehr an Technologieoffenheit und einer Orchestrierung aller Gewerke zu meistern. Auf den klimaschutztechnischen Zeithorizont gesehen, dürfen die Förderprogramme kein Korsett für neue Innovationen sein!

 

 


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