– und bald den Hochbau!
Flexible und umweltschonende Bauweise eines österreichischen Start-ups aus dem INiTS Inkubator setzt Akzente
Mit aufblasbaren Bauelementen erobert das österreichische INiTS-Start-up „pneumocell“ derzeit den deutschen Messemarkt. Denn die luftigen Bausteine lassen Stände und ganze Räume für Messen oder Events im Handumdrehen entstehen und können immer neu kombiniert werden. Doch dies ist nur eine Anwendung des Bausystems, welches den Prinzipien von Naturkonstruktionen folgend, um ein vielfaches leistungsfähiger, flexibler und umweltschonender ist als herkömmliche Konstruktionsmethoden. So wird pneumocell in naher Zukunft auch für große Hochbaukonstruktionen eingesetzt werden können.
Kleine bunte Kunststoffbausteine kommen gemeinhin aus Dänemark – für jene, die es eine Nummer größer mögen, kommt jetzt eine Innovation aus Österreich. Denn der österreichische Architekt, Designer und Erfinder Mag. Thomas Herzig hat einen Bausatz aus verschiedenen aufblasbaren Bausteinen entwickelt, die so groß und belastbar sind, dass Erwachsene damit nicht nur einfach „spielen“, sondern tatsächlich bauen können. Denn basierend auf den Konstruktionsprinzipien der Natur lassen sich die pneumatischen Zellsysteme zu Bauobjekten von nahezu unbegrenzter Größe zusammenfügen und bieten Vorteile, die sie leistungsfähiger als jede andere Konstruktionsmethode machen. Das macht die Idee zum luftigen Bauen auch so erfolgreich, dass sie mit Unterstützung des Universitären Gründerservice INiTS zur Gründung des Start-ups „pneumocell“ geführt hat.
Das Start-up pneumocell zieht derzeit insbesondere das Interesse der deutschen Messewelt auf sich. Das zeigt eine jetzt neu eingegangene Kooperation mit der Mattfeldt & Sänger Marketing und Messe AG. Diese möchte die innovative Bauform nun verstärkt für Events und den Bau von Messeständen einsetzen. Aber auch in Österreich wurde pneumocell bereits für Events wie den Life Ball eingesetzt und wird im kommenden Herbst eine Seebühnenüberdachung am Lunzer See bieten.
Zellen im Einsatz
Warum der pneumatische Bausatz derzeit insbesondere auf Messen und bei Events beliebt ist, erklärt dessen Erfinder, Mag. Herzig: „Entwirft man beispielsweise einen Stand für eine bestimmte Messe oder eine Überdachung für ein Event, kann man diese normalerweise beim nächsten Mal aufgrund der variierenden Platzverhältnisse kaum wiederverwenden. Aus den pneumocell-Bestandteilen kann man hingegen immer wieder sehr einfach neue Kombinationen erstellen: Elemente einfach beliebig zusammensetzen, aufblasen, fertig. Aber nicht nur die Anwendung, sondern auch Transport und Lagerung sind leicht zu handhaben – und durch eine Beleuchtung der einzelnen Zellen lassen sich eindrucksvolle Lichteffekte erzielen.“
Die pneumocellen sind aber nicht nur für Messen und Events, sondern beispielsweise auch als Schwimmbadüberdachung, Gewächshaus oder Unterkunft in Krisengebieten, wo keine Infrastruktur vorhanden ist, nutzbar. Dabei handelt es sich nicht um „Luftschlösser“, sondern sehr stabile Objekte – denn die Bauteile folgen einem Prinzip, dem alle lebenden Konstruktionen der Natur entsprechen: Eine flexible Membran, die von einem flexiblen Druckmedium ausgefüllt ist und aufgrund deren Zusammenspiels ihre Form und Stabilität erhält. So ist jede Zelle, die Fruchtblase oder auch Beeren mit ihrer umspannenden Haut aufgebaut.
Hinauf in luftige Höhen
Die pneumatische Konstruktionsweise ist jedoch nicht nur flexibel, einfach und stabil. Aufgrund des geringen Materialbedarfs schont sie zudem die Ressourcen und die Umwelt.
Denn die Folie besteht zwar aus Kunststoff, wird jedoch nur in vergleichsweise geringem Ausmaß benötigt. Bei gleicher Größe haben Holzkonstruktionen das 45-fache und der Ziegel-Betonbau sogar das 300- bis 400-fache Gewicht und sind ebenso wie Glas viel energieaufwendiger – und auch teurer. So ergibt sich gegenüber Glas- und Stahlkonstruktionen eine Kostenersparnis von 10 bis 20 Prozent.
Derzeit sind Baumodule in der Größe eines kleinen oder sehr großen Menschen (155 oder 213 cm) erhältlich, die mit Reißverschlüssen beliebig kombiniert werden können und eine gute Wärmedämmung bieten. Die Zukunft gehört jedoch Elementen von ca. 6 m Kantenlänge – denn pneumocell soll schon bald nicht nur für kleinere Bauobjekte, sondern auch für Hochbaukonstruktionen mit 30 m oder mehr Spannweite nutzbar sein. Dazu werden die Elemente zusätzlich mit einem dreidimensionalen Seilnetz verspannt und auch an einer neuen Generation von Elementen mit doppelter Außenmembran wird gearbeitet. Dadurch wird die Wärmedämmung weiter verbessert und auch eine automatische Beschattung durch verschieden bedruckte Folien möglich sein. Bis dahin ist es kein langer Weg mehr – derzeit arbeitet Mag. Herzig und das INiTS-Start Up pneumocell bereits an einem Prototyp – einer Kuppel mit einem Durchmesser von 30 m.
Über pneumocell (Stand August 2009)
pneumocell ist ein Bausatz aus aufblasbaren Bauelementen in Analogie zu biologischen Zellkonstruktionen. Die pneumocellen können mit wenig Aufwand zu (mobilen) Gebäuden in vielfältiger Form und Größe verbunden werden. In Bezug auf minimales Gewicht und minimalen Materialbedarf sind pneumatische Konstruktionen die effizientesten überhaupt. pneumocell kombiniert die Vorteile dieser Baumethode mit einen flexiblen Bausatzsystem aus kostengünstig gefertigten Serienelementen.
pneumocell wurde von Architekt Thomas Herzig entwickelt und ist seit 2006 patentiert. Seit Sommer 2008 werden pneumocell-Produkte regulär verkauft. Die Produktion übernimmt ein Partner in Hongkong. (www.pneumocell.com)
Über INiTS (Stand August 2009)
INiTS bietet seit dem Jahr 2002 Beratung und Unterstützung für JungunternehmerInnen mit innovativen Ideen. Das Service richtet sich an AbsolventInnen, MitarbeiterInnen und StudentInnen der Wiener Universitäten und Fachhochschulen, die durch eine Unternehmensgründung ihre Geschäftsidee verwerten möchten. INiTS fördert Innovationen aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik, Life Science und anderen Forschungsbereichen.
Die INiTS Universitäres Gründerservice Wien GmbH – das Wiener Zentrum des AplusB-Programms (Academia plus Business) des Infrastrukturministeriums (BMVIT) – ist eine Gesellschaft des Zentrums für Innovation & Technologie der Stadt Wien (ZIT), der Universität Wien und der TU Wien. (www.inits.at)