Frühwarnsystem für den Klimawandel in Kürze zu erwarten
Forscher haben eine neue Möglichkeit zur Messung der Kohlendioxid-Absorption (CO2) durch die Ozeane entwickelt und konnten bislang erfolgreich die CO2-Aufnahme des Nordatlantiks kartografieren. Die Studienergebnisse sind Teil des EU-finanzierten CARBOOCEAN-Projekts, welches im Rahmen des Themenbereichs „Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme“ des Sechsten Rahmenprogramms der EU (RP6) eine Unterstützung in Höhe von 14,5 Millionen Euro erhielt. Veröffentlicht wurden diese Ergebnisse nun im Fachmagazin Science.
Die Ergebnisse dieser von der University of East Anglia (UEA) in Großbritannien geleiteten Studie werden das Bewusstsein für die natürlichen „Senken“ der Ozeane steigern und den Wissenschaftlern die Hilfsmittel liefern, die diese für genauere Vorhersagen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten benötigen.
„Die Ozeane bilden eine grundlegende Senke für das atmosphärische [CO2]. Bislang waren die Beobachtungen jedoch zu spärlich, um die Veränderungen innerhalb der CO2-Aufnahme über Meeresbecken akkurat zu verfolgen, deshalb ist nur wenig über diese eventuellen Schwankungen bekannt“, schrieben die Autoren.
„Wir zeigen nun Beobachtungen, die auf eine substanzielle Veränderlichkeit der CO2-Aufnahme durch den Nordatlantik in Zeiträumen von wenigen Jahren hindeuten. Zudem nutzen wir Messungen aus einem koordinierten Netzwerk instrumentierter Handelsschiffe, um die jährliche Strömung innerhalb des Nordatlantiks für das Jahr 2005 mit einer Genauigkeit von etwa 10 % zu ermitteln.“
Laut Aussage der Forscher unterstützt dieser Ansatz die Intensivierung einer akkuraten Überwachung der veränderlichen ozeanischen CO2-Senke von Meeresbecken, auf denen reger Schiffsverkehr herrscht.
Dieser aktuelle innovative Ansatz könnte zur Entwicklung eines „Frühwarnsystems“ beitragen, über das eventuelle Schwächungen der ozeanischen Senken frühzeitig erkannt werden können – der erste Hinweis auf signifikantere Auswirkungen des Klimawandels, so zahlreiche Spekulationen der Forscher.
Die Forscher nutzten ein Netzwerk von Handelsschiffen, deren Motorenräume mit chemischen Sensoren ausgestattet waren. Zudem kamen neben diesen Sensoren auch Satellitenbeobachtungen der Meeresoberflächentemperatur zum Einsatz, um die Aufnahme des atmosphärischen CO2 im gesamten Nordatlantischen Ozean kartografieren zu können.
Die Ergebnisse der Studie zeigten über viele Jahre hinweg erhebliche Unterschiede innerhalb der CO2-Absorption im Nordatlantik. Diese Absorption unterliegt mit hoher Sensitivität regionalen Klimaveränderungen, so das Team.
„Diese spannenden Ergebnisse unseres neuen koordinierten Netzwerks spiegeln die erstmalige wissenschaftliche – und zudem höchst akkurate – Beobachtung der CO2-Aufnahme über eine große Region der Welt wider“, erklärte Professor Andrew Watson von der School of Environmental Sciences an der UEA.
„Über unser neues Verfahren können wir die Strömung abschätzen und beurteilen, wie diese von Jahr zu Jahr und von Jahreszeit zu Jahreszeit variiert. Dabei haben wir die Möglichkeit, Aufnahmemuster in einer noch nie dagewesenen Detailgenauigkeit aufzuzeigen.“
Die Forscher zeigen sich zuversichtlich, dass vergleichbare Netzwerke auch in anderen bedeutenden Meeresbecken eingerichtet werden können, auf denen Schiffsverkehr herrscht. Über diese Netzwerke könnten Wissenschaftler dann die Kohlenstoffaufnahme der meisten Ozeane unseres Planeten beobachten.
Laut Meinung der Wissenschaftler bildet die Aufnahme von CO2 einen entscheidenden Faktor zur Verzögerung des CO2-Anstiegs in der Atmosphäre. Die beteiligten Forscher kommen von den Bermudas, aus Frankreich, Deutschland, Island, Norwegen, Spanien, Schweden, Großbritannien und den USA.
Die Partner des CARBOOCEAN-Projekts („Bewertung ozeanischer Kohlenstoffquellen und -senken“), die das Projekt erwartungsgemäß bis Ende 2009 zum Abschluss bringen wollten, sagen, es sei überaus wichtig, den Menschen bewusst zu machen, wie sich anthropogene Emissionen auf das Klima auswirken, indem sie die Atmosphäre erwärmen. CO2 ist dabei der entscheidendste und am ehesten zu bewältigende Faktor für den Klimawandel, sagen die Forscher.
Mehr dazu:
Science: http://www.sciencemag.org
University of East Anglia: http://www.uea.ac.uk/
© Europäische Gemeinschaften, 2005-2009/rk