Wichtige Neuheiten werden zuerst in Hannover gezeigt und erobern von dort die Weltmärkte, lauten die Ambitionen der LIGNA, der wichtigsten Branchentreffpunkt der Forst und Holzbe- und verarbeitenden Industrie. Im Vorfeld der Messe zeichnet sich ab, dass die ehrgeizigen Ziele nicht zu hoch gesteckt sind: Rund 1 700 Aussteller werden den erwarteten 90 000 Fachbesuchern vom 6. bis 10. Mai faszinierende Neuentwicklungen aus rund 50 Ländern mitbringen. Zu dieser einzigartigen Innovationsdichte wird der forsttechnische Bereich maßgeblich beitragen.
Welche neuartigen Forstmaschinen, Verfahren und Techniken werden auf der LIGNA in Hannover zu sehen sein? Keine einfache Frage, denn die Marktführer und ihre Verfolger hüten ihre Innovationen wie die Kanzlerin den Euro – eisern. Und doch: Die eine oder andere Info ist bereits durchgesickert, was es reizvoll macht, eine erste schlaglichtartige Vorschau auf Trends und Produktentwicklungen zusammenzutragen.
Entwicklungsarbeit von Profis für Profis
Hört man sich bei den Ausstellerfirmen um, dann folgen sämtliche Neuerungen zum einen der Marktentwicklung und zum anderen den Kundenbedürfnissen. Was wie eine Binsenweisheit klingt, stellt in der Umsetzung eine enorme Leistung dar: Speziell für den dynamischen Energieholzbereich haben die Hersteller in rasantem Tempo ungezählte verbesserte oder neuartige Angebote entwickelt. Und für die Holzernte generell beachten sie die Wünsche der Bediener von Fahrzeug und Maschine in nie gekannter Weise. Ergonomie am Arbeitsplatz lautet das Schlagwort, also die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen und seine Eigenschaften. Dahinter steht die Erkenntnis, dass jede Maschine nur so gut sein kann wie ihr Bediener.
Im LIGNA-Schwerpunktbereich „Bioenergie aus Holz“ werden beispielsweise Neuentwicklungen in der Sparte der Harvesteraggregate und vor allem Fäller-Bündler-Aggregate (FBA) zu sehen sein. Diese sind nicht länger nur zur Ernte und Aufarbeitung von Nadelrundholz bestimmt. Neueste, vergleichsweise preiswerte FBA-Modelle sind auf Restholzsortimente und Laubholz zur energetischen Nutzung spezialisiert. Sie können auch an kleinere Trägerfahrzeuge oder den Forwarder montiert werden. Ein zweites Greiferpaar ermöglicht dem Ausleger oder Kran, im Rahmen einer einzelnen Ausfahraktion mehrere Bäume nacheinander zu sammeln und gebündelt abzulegen. Das Ergebnis sind geringere Erntekosten auf nicht harvesterfähigem Terrain, also bei Läuterungen und Jungdurchforstungen.
Die Fahrzeugführer dürften sich im Cockpit ihres PS-Giganten so wohl wie nie fühlen: Glasscheiben bis fast zum Boden sorgen für eine ideale Sicht, etwa beim Drehen der Kabine um 180 Grad in weniger als einer Minute. Vor allem aber werden sie mit einem intelligenten Steuerungssystem aktiv unterstützt. Es bietet umfangreiche Informationen zu Maschinenparametern, ist flexibel an wechselnde Anforderungen anzupassen und überzeugt durch eine intelligente Vernetzung sämtlicher relevanter Maschinenkomponenten. Dabei fassen marktführende LIGNA-Aussteller möglichst viele Funktionalitäten in einer Bedieneinheit zusammen. Eine klar strukturierte Benutzeroberfläche verbürgt beste Bedienbarkeit, im Idealfall sind alle Kontrollbefehle dank bekannter Symbole und übersichtlicher Menüsteuerung intuitiv auszuführen. Zum modernen Display kommt eine ergonomisch geformte Hebelkonsole.
Je nach Einsatzbereich kann die Maschine so eingestellt werden, dass sie mit maximaler Effizienz arbeitet, ECO-Modus inklusive. Florian Attenhauser von der Sennebogen Maschinenfabrik erläutert den Benefit: „Dadurch wird nur die Leistung zur Verfügung gestellt, die für die jeweilige Arbeitsanforderung benötigt wird. Auf diese Weise wird der Kraftstoffverbrauch der Maschine deutlich gesenkt.“
Betriebswirtschaftliche Kostenkontrolle
Fahrer und Betreiber können jederzeit aktuelle Daten zu Maschinenzustand, Energieverbrauch oder Auslastung direkt am Display auslesen und den Einsatz wirtschaftlich optimieren. Hier setzen weitere innovative Angebote an, über die die LIGNA informieren wird. So bietet ein großer Generalimporteur von Forstmaschinen in Deutschland seinen Kunden einen Effizienz-Check an, um die Maschine optimal auf die individuell gegebenen Anforderungen abzustimmen. Der vom Bordsystem erstellte Leistungsbericht wird präzise analysiert. Lohn der Auswertung sind effizientere Arbeitsroutinen und geringere Betriebskosten.
Rechnungen direkt aus der EDV des Harvesters oder Forwarders?
Eine ganz neue betriebswirtschaftliche Dimension gewinnt die Nutzung von Bordcomputerdaten, wenn Forstunternehmer damit unmittelbar nach der Holzernte Rechnungen für den auftraggebenden Waldbesitzer ausstellen könnten. Die Potenziale dieses Ansatzes wird das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) mit dem Praxis-Pilotprojekt ForstInVoice in Hannover präsentieren. „Die Daten der Maschine könnten genutzt werden, um die Buchführung und Fakturierung der Arbeitsaufträge für den Unternehmer zu erleichtern und vor allem auch zu beschleunigen“, erläutert KWF-Experte Björn Urbanke. Zumindest wäre die kurzfristige Zahlung eines Abschlags denkbar, was manchem Forstunternehmer aus der Liquiditätsklemme helfen würde.
In nahezu allen Bereichen der Forstwirtschaft sind modernste Informationstechnologien weiterhin auf dem Vormarsch. So schaffen GPS-gestützte Notruf- und Ortungssysteme mehr Sicherheit bei der nach wie vor gefährlichen Waldarbeit. Gesprächsthema auf der Messe werden geeignete Notrufhandys oder auch Notrufsignalgeräte sein, die mit Maschinen wie Windensteuerungen verknüpft sind.
Ein weiteres Beispiel für extrem anspruchsvolle IT im Rahmen einer hochtechnisierten Holzgewinnung und -verarbeitung ist die Computer-Tomografie. Eine neue Generation von Multisensorenscannern „durchleuchtet“ Rundholz bis 25 Meter Länge im Sägewerk mit unglaublicher Geschwindigkeit (zwei Meter pro Sekunde) und erstellt virtuelle Schnittbilder in Echtzeit. Qualitäten und Dimensionen werden blitzartig erkannt, Sägemuster individuell abgeleitet und angewendet. Die Entwicklung stammt von der norditalienischen Firma Microtec. Die Anschaffung soll sich aufgrund der verbundenen Wertschöpfung im Sägewerk in nur einem Jahr amortisieren; ein gutes Beispiel für LIGNA-Innovationen, die Fachbesuchern einen entscheidenden Informationsvorsprung und damit handfesten Marktvorteil sichern.
LIGNA 2013
Die Deutsche Messe AG erwartet bis zu 90 000 Besucher zum weltweit wichtigsten Branchentreffpunkt der Holz verarbeitenden Industrie. Wer die wegweisenden Forst- und Holz-Trends live erleben möchte, der plant jetzt seinen LIGNA-Besuch mit Hilfe des Informationsangebotes auf www.ligna.de und der Smartphone-App LIGNA2go, ein mobiler Messeführer mit interaktivem Geländeplan. Jeder Messebesucher kann damit Aussteller, Produkte und Veranstaltungen ansteuern und Termine planen. Die Anwendung ist unter www.ligna2go.de und im Apple-Store abrufbar.