Praxisstart für Hybrid-Abfallsammelfahrzeug
Die Stadtentsorgung Potsdam GmbH (STEP) hat am 16.10.2013 auf ihrem Betriebshof ein neues Abfallsammelfahrzeug mit Hybridantrieb vorgestellt. Ab sofort wird es zweieinhalb Jahre lang im Praxisbetrieb erprobt. Dies ist Teil des Projekts „Elektro-Abfallentsorgungssysteme“ im Rahmen des „Internationalen Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg“. Die Geschäftsführer der STEP, Enrico Munder und Holger Neumann, sowie Vertreter der Herstellerfirmen und der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO führten das Fahrzeug in Anwesenheit der Potsdamer Beigeordneten für Soziales, Jugend, Gesundheit und Ordnung und STEP-Aufsichtsratsvorsitzenden, Elona Müller-Preinesberger, vor.
Der technische Geschäftsführer der STEP, Enrico Munder, sagte: „Die STEP ist einer der größten Nutzfahrzeugflottenbetreiber in Potsdam. Als Unternehmen des Stadtwerke-Verbundes sind wir dem Umweltschutz verpflichtet. Deshalb sind wir bei der Entwicklung innovativer Technik als aktiver Nutzer dabei. Die Erprobung der Hybridtechnik im kommunalen Einsatz bietet uns die Chance, Erfahrungen zu sammeln und einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.“
Elona Müller-Preinesberger betonte: „Die STEP beteiligt sich damit am Gesamtauftrag, den Kohlendioxidausstoß in der Landeshauptstadt zu reduzieren. Als Landeshauptstadt haben wir uns im Rahmen eines Klimaschutzkonzeptes das Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent zu reduzieren. Dies ist ein weiterer Baustein auf dem Weg dahin und eins von zahlreichen Projekten, die bei den Potsdamer Stadtwerken in punkto Klimaschutz umgesetzt werden.“
Für den Testbetrieb wird eine Kraftstoffeinsparung für das Gesamtsystem, bestehend aus Aufbau und Fahrgestell, von bis zu 30 Prozent erwartet. Das Fahrzeug kann für die Sammlung von Papier, Pappe und Kartonage, Leichtstoffverpackungen, Restmüll und Biomüll eingesetzt werden.
Der elektrische Abfallsammelaufbau wird unabhängig vom Fahrantrieb durch eine Batterie betrieben. Die Abfallsammlung erfolgt dann ausschließlich im elektrischen Modus. Der Dieselantrieb ist währenddessen ausgeschaltet. Es wird somit kein Dieselkraftstoff verbrannt und es entstehen keine lokalen Emissionen. Das Fahrgestell des Volvo FES 6×2 Hybrid, nutzt ebenfalls elektrische Energie. Beim Anfahren wird ein batteriebetriebener Elektromotor als Antrieb genutzt, der ein hohes Drehmoment bietet. Bei höheren Geschwindigkeiten unterstützt der Dieselmotor und beide Motoren arbeiten parallel.
Gebaut wurde das Fahrzeug unter Leitung der Hüffermann Transportsysteme GmbH von der Volvo Trucks Region Central Europe GmbH (Fahrgestellhersteller) sowie der finnischen Ab Närpes Trä & Metall (Aufbauhersteller). Weitere Hybrid-Abfallsammelfahrzeuge kommen im Rahmen des Schaufenster-Projekts bei den Berliner Stadtreinigungsbetrieben (BSR) und bei der Abfallwirtschafts-Union Oberhavel GmbH (AWU) zum Einsatz.
Der kaufmännische Geschäftsführer der STEP, Holger Neumann, hob die Bedeutung des Projektes als Teilprojekt innerhalb der „STEP-Strategie 2020“ hervor: „Wir rüsten uns für die Zukunft, insbesondere für die Herausforderungen einer wachsenden Stadt, die künftigen Erfordernisse des Umwelt- und Klimaschutzes sowie den Aufgaben des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes.“
Wissenschaftlich begleitet wird der Praxiseinsatz durch das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik. Das Testprogramm ist umfangreich. Im Bereich der Fahrzeugtechnik werden das Batterieverhalten, der Antrieb, die Steuerung, die mechanischen Systeme sowie das Laden der Batterien getestet. Kenngrößen sind Energieeffizienz, Kraftstoff- und Kostenersparnis. Besonders im Fokus sind die Funktionseigenschaften beim Abfallsammeln und während der Fahrten zu den Kunden: Wie beeinflusst das System den Betrieb, wird er sauberer und kostengünstiger? Wird das leise Hybridfahrzeug von den Anwohnern bei der Entsorgung am späten Abend und am frühen Morgen akzeptiert?
Das Projekt „Elektro-Abfallentsorgungssysteme“ ist eines von 30 Kernprojekten im „Internationalen Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg“ und wird mit rund zwei Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert.
Das „Internationale Schaufenster Elektromobilität Berlin-Brandenburg“ wird von der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO koordiniert. Deren Leiter, Gernot Lobenberg, betonte: „In Berlin-Brandenburg setzt sich die Elektromobilität im Straßenbild immer weiter durch. Die Projekte des Schaufensters sind gestartet und werden zunehmend für die Bewohner sichtbar. Das elektrische Abfallentsorgungsfahrzeug der Stadtentsorgung Potsdam gibt nicht nur einen Einblick in die Mobilität der Zukunft, sondern zeigt auch beispielhaft, wie mit der Zukunftstechnologie Elektromobilität neue Geschäftsfelder erschlossen werden können.“
Die Bundesregierung hat im April 2012 vier Regionen in Deutschland als „Schaufenster Elektromobilität“ ausgewählt und fördert hier auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben. Insgesamt stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro bereit. In den groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.
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