Revision ISO 50001: Neue Anforderungen und Kriterien bei der Norm für Energiemanagementsysteme
Die internationale Norm für Energiemanagementsysteme ISO 50001 wurde seit Anfang 2016 überarbeitet und löste mit der Veröffentlichung die Version aus 2011 ab. Die revidierte Fassung der ISO 50001 stellt neue Anforderungen an Unternehmen und weist eine veränderte Struktur auf. Damit passt sich diese an andere Managementsystem-Normen an.
Änderungen und Schwerpunkte
Ähnlich wie schon andere internationale Normen – wie beispielsweise die ISO 9001 oder ISO 14001 – folgt die revidierte ISO 50001 ebenfalls der High Level Structure. Mit Einführung der High Level Structure wurde eine übergeordnete Struktur geschaffen, die über verschiedene ISO-Managementnormen hinweg den Aufbau von Managementsystemen vereinheitlichen soll. Beispiele hierfür sind u.a. die Vereinheitlichung des Aufbaus (Inhaltsverzeichnis), von Kernaussagen und nicht zuletzt auch von Begriffen und Definitionen. Durch diese Angleichungen haben es Unternehmen zukünftig einfacher, verschiedene Managementsysteme in ein einziges System zu integrieren. Sowohl der Betrieb als auch Audit- und Zertifizierungsverfahren können sich durch diese Zusammenführung ebenfalls effizienter gestalten.
Erweiterung des Unternehmensradius
Ähnlich wie bei anderen ISO-Normen hat sich auch bei der ISO 50001 der Radius – in dem ein Unternehmen agiert und mit anderen Parteien interagiert – erweitert. Daher gilt es für Unternehmen zu bestimmen, in welchem Kontext die Organisation hinsichtlich ihres Energiemanagementsystems steht und die Erfordernisse und Erwartungen interessierter Parteien aufzuzeigen. Die Bestimmung des Kontextes umfasst sowohl eine nach innen als auch nach außen gerichtete Betrachtung. Dabei spielen beispielsweise Themen wie die strategische Unternehmensausrichtung oder energiepolitische Rahmenbedingungen eine Rolle. Der Kontext bzw. die Themen sind eng verknüpft mit den interessierten Parteien, zu denen unter anderem Kunden, Lieferanten, Gesetzgeber und Behörden zählen.
Unternehmen sind hier gefordert, zu analysieren und darzulegen, welche interessierten Parteien für die energiebezogene Leistung und das Energiemanagementsystem relevant werden und welche Anforderungen sich hieraus ergeben. Mit dieser Analyse verbunden ist auch das risikobasierte Denken. Wo liegen Risiken und Chancen für das Energiemanagement, die durch externe und auch interne Faktoren beeinflusst werden? Was passiert beispielsweise bei einer absehbaren Verknappung wichtiger Energieträger oder bei einem längerfristigen Investitionsstau in moderne energieeffizientere Maschinen? Unternehmen sollten eine solche Risiko- und Chancenanalyse bei ihrer weiteren Planung berücksichtigen.
Verpflichtung der obersten Leitung
Wie auch bei anderen ISO-Normen wird die oberste Leitung bezüglich Verpflichtung und Mitwirkung stärker einbezogen als bisher. Sie trägt die Gesamtverantwortung zur Erfüllung der Normanforderungen, auch wenn sie Verantwortlichkeiten delegiert. Dies wird unter anderem dadurch zum Ausdruck gebracht, dass die Ernennung eines Energiemanagementbeauftragten nicht mehr explizit gefordert wird. Das Top-Management hat aber die Pflicht, ein Energiemanagement-Team zu benennen, welches mit den erforderlichen Verantwortlichkeiten und Befugnissen bezüglich des Managementsystems ausgestattet ist.
TÜV Rheinland empfiehlt Unternehmen, die nach dieser Vorgängerversion zertifiziert sind, sich frühzeitig mit diesen Neuerungen zu befassen, Handlungsfelder auszuloten und gezielte Maßnahmen einzuleiten, um ihr Managementsystem rechtzeitig anzupassen.