Schwere Unwetter kommen Europa teuer zu stehen
Die Ergebnisse eines neuen EU-finanzierten Projekts zeigen, dass Unwetter das EU-Verkehrssystem jedes Jahr mindestens 15 Milliarden EUR kosten.
Das Projekt EWENT („‚Extreme weather impacts on European networks of transport“), das von Dezember 2009 bis Mai 2012 lief, wurde aus dem Themenbereich „Verkehr“ des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) mit 1.478.981 EUR finanziert.
Geleitet wurde das Projekt von Forschern des VTT Technical Research Centre of Finland. Weitere Partner kamen aus Österreich, Zypern, Deutschland, Norwegen und der Schweiz. Das Team berechnete die Kosten, die dem Verkehrssystem und seinen Nutzern in allen 27 Mitgliedstaaten durch Unwetter entstanden sind.
Die Ergebnisse des Projekts, die in einem Bericht mit dem Titel „The costs of extreme weather for the European transport systems“ [auf Deutsch: Die Kosten extremer Wetterereignisse für die europäischen Verkehrssysteme] veröffentlicht wurden, zeigen, dass der Straßenverkehr der Teil des Verkehrssystems ist, der besonders anfällig für Unwetter ist und dass Straßenverkehrsunfälle derzeit den größte Kostenanstieg aufweisen: sei es durch Ausgaben für Reparaturen aufgrund von Materialschäden oder durch Kosten für die psychologische Betreuung der Opfer.
Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels, da die Forscher voraussagen, dass durch Verbesserung der Fahrzeugsicherheit die Kosten, die aus Verkehrsunfällen entstehen, bis 2040-2070 um die Hälfte reduziert werden können.
Die Forscher weisen auch darauf hin, dass ironischerweise Temperaturveränderungen, die durch den Klimawandel verursacht werden, in einigen Teilen Europas auch zur Reduzierung der Zahl der Verkehrsunfälle beitragen könnten.
Sie räumen allerdings ein, dass es schwierig ist, genaue Vorhersagen über die Auswirkungen des Klimawandels auf Unwetter zu machen. In den nordeuropäischen Ländern, in denen die meisten Kosten durch Verkehrsunfälle wegen Schnee und Eis entstehen, können starke Schneefälle tatsächlich häufiger auftreten, trotz der globalen Erwärmung. Und im Hinblick auf südeuropäische Länder ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass potenzielle zukünftige extreme Hitzewellen dazu führen, dass mehr Menschen zum Autoschlüssel zu greifen statt zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad zu fahren. Die Studie weist auch darauf hin, dass Dürren zu Sand- und Staubstürmen führen, und dass die sintflutartigen Regenfälle, die in der Regel einer Hitzewelle folgen, die Wahrscheinlichkeiten für Erdrutsche erhöhen.
Wo andere Arten von Verkehr betroffen sind, verursachen durch Unwetter bedingte Unfälle weniger Kosten als die zeitlichen Verzögerungen oder Verspätungen, für die besonders die Luftfahrt anfällig ist.
Auf den Straßen ist es der Güterverkehr, der die Hauptlast von Kosten durch Verspätung trägt: in der EU verlieren Frachtgutkunden rund 6 Milliarden EUR pro Jahr durch Kosten, die durch Verspätungen entstehen, und die Studie sagt voraus, dass diese Kosten voraussichtlich steigen werden. Dies ist auf das steigende Aufkommen im Güterverkehr zurückzuführen. Da Produktionsketten immer effizienter werden, ist es heutzutage immer wichtiger, dass strenge Zeitpläne eingehalten werden, deshalb sind Verzögerungen für die Produktionskette insgesamt sehr kostspielig.
Der Verkehrsträger, der am wenigsten von Unwettern betroffen ist, ist der Schiffsverkehr. Der Schiffsverkehr ist aber sicherlich keine Lösung für das Problem der zeitlich bedingten Kosten, die andere Verkehrsträger in Europa erleben, denn Kosteneffizienz bleibt auch weiterhin der entscheidende Faktor bei der Wahl eines Verkehrsträgers.
Schüttgut wird eher auf der Schiene oder auf dem Wasserweg transportiert. Sie sind zwar im Durchschnitt langsamer, haben aber ein geringeres Risiko im Hinblick auf ihre Wetterabhängigkeit. Hochwertige Güter, die auf Störungen im Lieferplan empfindlich reagieren, werden über Straße und Luft transportiert. Diese Transportformen sind zwar schneller, sie bleiben allerdings anfällig für die unvorhersehbaren extremen Wettereignisse in Europa.
Weitere Informationen VTT Technical Research Centre of Finland: http://www.vtt.fi/?lang=en
© European Union, 1994-2012 [cordis], [2012)]