Studie zeigt bei Elektromobilität entscheidet Geschäftsmodell

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Roland Berger sieht attraktiven Markt für Energieversorger


Elektroautos (EVs) und Hybridfahrzeuge (PHEVs) können 2020 in Westeuropa einen Marktanteil von knapp 25 Prozent erreichen. Die Chancen für einen Durchbruch der Elektromobilität haben sich durch technische Innovationen, steigende Kundenakzeptanz, neue Akteure am Markt sowie durch die geschaffenen politischen Rahmenbedingungen verbessert. Entscheidend wird aber sein, ob aus den Pilotprojekten nachhaltige Geschäftsmodelle entwickelt werden können. Neben Automobilherstellern ist E-Mobility vor allem für Energieversorger ein Thema. Neben zu erwartenden Veränderungen im Kerngeschäft (zusätzlicher Bedarf und Umsatz), bietet der Aufbau und Betrieb von Stromtankstellen, Batterieservice und -leasing, Kombi-Tarife oder Gesamtpakete inklusive Autos attraktive Perspektiven.



„Elektromobilität ist dabei, sich zur dominanten Technologie zu entwickeln. Die Kundenakzeptanz steigt, neue Batterien erlauben akzeptable Reichweiten, die EU übt mit ihren CO2-Richtlinien Druck auf die Fahrzeughersteller aus und neue Marktakteure beleben den Wettbewerb“, erklärt Alexander Kainer, Senior Projektmanager im Wiener Büro von Roland Berger. Elektrofahrzeuge werden inzwischen von einigen Kunden als Entlastung für Umwelt und Geldbörse gesehen. 2020 könnten Elektroautos um 20% günstiger sein als herkömmliche Fahrzeuge. Die Angebotspalette an Fahrzeugen zwingt zukünftig auch nicht mehr auf den Kleinwagen umsteigen zu müssen – das Angebot wird sich auf die beliebten SUVs und Sportwägen verbreitern. Und interessant ist, dass die Fahrzeuge nicht nur von den großen Marken kommen sondern auch neue Marken sind entstanden wie Tesla, Think! oder Miles. Auch wenn diese vielleicht nur eine temporäre Erscheinung sein könnten, so treiben sie zumindest die Innovation und bilden so die notwendigen Leuchttürme die am Anfang von dominanten Technologien stehen.


Geschäftsmodell als zentraler Erfolgsfaktor
Doch ob sich Elektromobilität auch wirklich durchsetzen wird, hängt laut Kainer hauptsächlich davon ab, ob die derzeit gestarteten und laufenden Pilotprojekten in die nächste Phase nachhaltiger profitabler Geschäftsmodelle gehen. Die meisten der derzeit laufenden Aktivitäten sind Kooperationen zwischen Fahrzeugherstellern, der öffentlichen Hand, Energieversorgern und Technologiepartnern. Während der Staat für die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Förderungen verantwortlich ist, bringen Energieversorger neben Strom und Netzwerkinfrastruktur, auch Abrechnungs-Know-how und Kundenkontakte ein. Die OEMs konzentrieren sich auf die Entwicklung der Fahrzeuge. Solche Kooperationen führen zu komplexen Schnittstellen, und können bei Fragen der Beteiligung an Investitionen und Gewinnen ins stocken geraten.


„Wesentlich ist, dass die Projektpartner ein klar definiertes gemeinsames Geschäftsmodell auf Zeit entwickeln. Neben kurzfristigen Zielen, die in klar abgegrenzten Projektphasen erreicht werden sollen, müssen auch ein Konzept für eine langfristige und profitable Partnerschaft vorhanden sein“, so der Experte. Weitere Erfolgsfaktoren sind klar definierte Rollen und Ausstiegsszenarien die bei geänderten Rahmenbedingungen in einer solch frühen Entwicklungsphase eintreten können. Passiert das nicht, besteht die Gefahr, dass ambitionierte Zukunftsprojekte zu bloßen Marketingmaßnahmen verkommen und an Auseinandersetzungen zwischen den Partnern zum erliegen kommen.



E-Mobility für Energieversorger langfristig attraktiv
„Für Energieversorger ist Elektromobilität in vielerlei Hinsicht attraktiv. Neben zusätzlichem Absatzpotenzial ist es vor allem die Möglichkeit, langfristige neue Geschäftspotenziale zu entwickeln. Dazu kommt ein Imagegewinn für das Unternehmen“, so Kainer. Doch der Berater warnt vor Euphorie: „Um die Potenziale der Elektromobilität in vollem Umfang zu entwickeln ist eine Risikoübernahme unausweichlich – Produkte müssen auf den Kunden zugeschnitten und neu entwickelt werden, detaillierte Abrechnungsschemen definiert und Infrastrukturlösungen müssen entwickelt werden. Der reine Verkauf von zusätzlichen Strom bei einem Marktanteil von Elektrofahrzeugen von 25% wird die jährliche Steigerungsrate des Strombedarfes in Österreich in einem wirtschaftlich gutem Jahr nur leicht übersteigen.“ Energieversorger müssen daher klar definieren, welchen Nutzen sie für ihr Unternehmen erwarten und mit welche Rolle sie in einem Partnernetzwerk spielen wollen. Der sich eben erst entwickelnde Markt lässt eine Positionierung der Energieversorger vom Komplettanbieter, über den Infrastrukturdienstleister bis hin zum reinen Stromlieferanten zu.


Neben den unmittelbar mit der Elektromobilität verbunden Chancen gibt es für Versorger noch weitere strategische Optionen. So wird über Modelle wie Vehicle to Grid (V2G) bereits international nachgedacht. Dabei dienen intelligente Stromnetze neben dem herkömmlichen Stromtransport auch zur Datenkommunikation. Bei V2G werden Elektro- und Hybridautos als Speicher für Strom aus dem öffentlichen Netz genutzt, der bei Bedarfsspitzen wieder eingespeist wird, oder bei Stromausfällen als Back Up genutzt werden kann – das ist allerdings eine Zukunftsvision. Zum einen stecken die Steuerungssysteme noch im Forschungsstadium und zum anderen wird die kritische Menge an Fahrzeugen zur Realisierung dieser Idee in den kommenden Jahren noch nicht erreicht.



http://www.rolandberger.com




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