Unter dem Motto „Europa in der Zeitenwende“ lud der Wirtschaftsrat der CDU e. V. Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zum Wirtschaftstag 2016 nach Berlin und diskutierte über die drängenden Handlungsnot-
wendigkeiten in Deutschland und Europa. Die Zukunft Europas, die Chancen der Digitalisierung, die Eckpunkte einer wettbewerbs-
fähigen Energiepolitik, die Erfordernisse der Mobilität von morgen, Antworten auf Flüchtlingsmigration sowie demografischer Wandel waren die Kernpunkte des Wirtschaftstages.
„Es ist trotz unserer guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, steigender Beschäftigungszahlen und höherer Löhne mit einem Verteilungswahlkampf im nächsten Jahr zu rechnen: Die Sozialdemokraten bringen Steuererhöhungen ins Spiel, die Grünen wollen die Rentenreformen zurückdrehen und die Linke treibt beide mit ihren unrealistischen Forderungen vor sich her. Unser Sozialsystem wird über die Grenzen des Möglichen strapaziert und der jungen Generation werden weitere Bürden auferlegt. Deutschland und Europa müssen wieder zu ihren Grundsätzen und Regeln zurückkehren“, kritisiert Werner M. Bahlsen, Präsident des Wirtschaftsrates. Dazu müsse die Europäische Union dringend neu gedacht und wieder gestärkt werden. Zudem fordert der Wirtschaftsrat, die gute Haushaltslage für notwendige Investitionen in Bildung und Infrastruktur zu nutzen und den Schuldenabbau voranzutreiben.
In der folgenden Keynote Session erörterten europäische Spitzenpolitiker und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank die grundlegenden Fragen für die Zukunft Europas.
Den Voraussetzungen für einen neuen Zusammenhalt in Europa ging Jeroen Dijsselbloem,
Vorsitzender der Euro-Gruppe und Minister für Finanzen, Königreich der Niederlande, in seinem Vortrag auf den Grund: „Wir sollten nicht auf die nächste Krise warten, sondern jetzt die fundamentalen Rahmenbedingungen in Europa stärken“, riet Dijsselbloem. „Politiker überall in der EU haben seit der Krise bereits große Anstrengungen unternommen.“ Gleichwohl müsse die EU weiter engagiert an einem soliden Ordnungsrahmen zur Bewältigung wirtschaftlicher Schocks arbeiten. Dijsselbloem mahnte, vor einer Erweiterung der EU müsse sowohl mehr wirtschaftliche als auch politische Konvergenz stehen.
Die Bedeutung der deutsch-französischen Achse als Motor für die europäische Einigung hob Nicolas Sarkozy, Staatspräsident der Französischen Republik a.D., Vorsitzender, Les Républicains, hervor. „Adenauer und de Gaulle haben eine Friedensordnung für Europa geschaffen. Weder Deutschland noch Frankreich können Europa allein führen. Das können nur unsere beiden Länder gemeinsam. Führung in Europa ist kein Recht, sondern eine Pflicht – unsere Zusammenarbeit ist keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit“, betonte Sarkozy. Deutschland und Frankreich sollten einen neuen Vertrag für Europa entwerfen, der die Sorgen der Menschen aufnehme, forderte der frühere französische Staatspräsident.
Digitaler Binnenmarkt und Mobilität 4.0
„Auf Podium I: Digitaler Binnenmarkt – Chance für Industrie und Mittelstand“ erörterte der Impulsreferent Günther H. Oettinger, Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Europäische Kommission, die Voraussetzung für künftiges Wachstum. „Europa wird seine führende Rolle in der Welt nur dann verteidigen können, wenn die Digitalisierung der Industrie erfolgreich und schnell verläuft. Wir benötigen einen gemeinsamen Ansatz, um Investitionen in Europas Digitalökonomie zu mobilisieren.“
Ulf Ewaldsson, Senior Vice President and Group CTO, Ericsson, wies auf das enorme Potenzial von schnellen 5G-Netzen hin, wie diese völlig neue digitale Dienstleistungen ermöglichten. „Wir haben festgestellt, dass IKT für viele Unternehmen ganz besonders wichtig wird, um ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“, betonte Ewaldsson.
Prof. Dr. Norbert Winkeljohann,
Sprecher des Vorstands, PricewaterhouseCoopers AG WPG, unterstrich die fundamentale Bedeutung der digitalen Transformation. „Das Netz verändert alles. Die Industrie 4.0 ist global voll in der Implementierung angekommen. Geschäftsprozesse und -modelle werden von Grund auf neu gedacht.“
Podium IV rückte das Thema „Mobilität 4.0 –Zukunft von Mobilität und Infrastruktur“ in den Fokus: Alexander Dobrindt, MdB Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, unterstrich die guten Voraussetzungen Deutschlands für eine digitalisierte Industrie. Als führender Industriestandort könne Deutschland auch künftig Innovationstreiber der Industrie 4.0 sein. „Dazu muss aber endlich Schluss sein mit der Technologiefeindlichkeit“, forderte Dobrindt. „Wir stehen an der Schwelle zur digitalen Wirtschaft. Dem Wettbewerb müssen wir uns auch mit mehr digitalem Selbstbewusstsein stellen.“
Eine Förderung in Höhe von 2,7 Mrd. € unterstütze die Verlegung von 30.000 km Glasfaserkabel.
Mit einem Sonderprogramm für Gewerbegebiete (350 Mio. €) werden weitere zukunftsfähige Netze geschaffen. Ebenso werden mit dem DigiNetz-Gesetz Voraussetzungen für die Gigabit-Gesellschaft geschaffen, so Dobrindt.
Christian Lindner MdL Bundesvorsitzender der FDP, wies auf den schlechten Zustand der öffentlichen Infrastruktur in Deutschland hin. Trotz absolut steigender Ausgaben für die Infrastruktur sinke die Investitionsquote. „Ich schlage konkret vor, dass wir Ausbau und Erhalt der Infrastruktur als Staatsziel verankern“, sagte Lindner. Der FDP-Vorsitzende kritisierte zudem den seiner Ansicht nach schleppenden Ausbau der digitalen Infrastruktur und sprach sich für ein „Digitalministerium“ aus, bei dem alle Fäden der Querschnittsaufgabe Digitalisierung zusammenlaufen. In seinem Impulsvortrag bemängelte Lindner die unsinnige Diskussion beim Netzausbau Kupfer Kabel Technologien verwenden zu wollen.
Vincent Pang, President of Huawei’s Western European Region, Huawei Technologies, machte deutlich, dass nahezu sämtliche Industrien von der Digitalisierung betroffen sind. Die digitale Infrastruktur müsse deshalb rasch in Richtung 5G-Netze ausgebaut werden, um den Anforderungen von Industrie 4.0 gerecht zu werden, betonte Pang, um für neue digitale industrielle Dienstleistungen zu ermöglichen.
Frank Sportolari, Generalbevollmächtigter United Parcel Service Deutschland, fordert europaweit geltende Rahmenbedingungen für die Logistik
Mit neuen Entwicklungen bei der Mobilität wird sich auch die Logistikbranche verändern, ist sich Sportolari sicher. Die Möglichkeiten intelligenter Verkehrssteuerung und Schaffung europaweiter Rahmenbedingungen, wie beispielsweise einheitliche Mautkontrollsysteme oder „mitdenkende“ LKW Kolonnen müssen zeitnah erfolgen, so Sportolari.
Produktion: Industrie 4.0 und Mobilität 4.0 vereinen
Bereiche der Mobiltät 4.0 wirken sich bereits heute auf die Produktion in der Zulieferindustrie aus, so Peter Althaus, Magna Europe Vize President. Damit die Herausforderungen der Zukunft gestemmt werden können müssen sich beteiligte Unternehmen schon heute auf Industrie 4.0 Standards vorbereiten beziehungsweise umsetzen. Dies werde mit Risiken, Zulieferer könnten schneller ersetzt werden, und Chancen für den Mittelstand verbunden sein, Die Software werde dabei eine der wichtigsten Hebel in der Wertschöpfung sein und Zulieferer stärker
vernetzen, so Althaus.
Ausstellung:
Das Thema Mobilität zog sich dann auch durch die Ausstellung.
Als Mitglied der Logistics Alliance Germany (LAG) stellte Huawei Technologies Deutschland GmbH Entwicklungen aus globalen IT und IoT-Logistik-Projekten vor.
Der Förderung und Durchsetzung einer Magnetbahn Eurorapid für Güter von München über Stuttgart, Frankfurt, Bonn, Köln, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Dortmund, Münster, Bremen, Bermerhaven, Hamburg, Hannover, Magdeburg, Berlin bis zur polnischen Grenze, hat sich Ulrich Tang, Vorstand Deutsche Magnetbahn Initiative AG, verschrieben. „Künftig könnten Container statt Züge den Gütertransport übernehmen. Die Technik ist ausgereift jetzt muss die Politik eine verkehrspolitische Umsetzung wollen“, so Tang.
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