Sanierungsfahrplan zwingt zu vereintem Handeln

Mit Freunden teilen-Es werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen.


Vom Leuchtturm zum Standard?
Sanierungsfahrplan zwingt zu vereintem Handeln im Energiekonzept


Insidertreffpunkt wird Ideenschmiede Workshop – „Null-Energie-Gebäudebestand in 2050-realistisch oder Utopie?“


Grenzen der Öffentlichen Förderung beschrieb Dr. Frank Heidrich, Leiter des Referates SW34 - Förderung von Energieeinsparung und Klimaschutz im Gebäudebereich Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung

Soll das Energiekonzept der Bundesregierung aufgehen, müssen konkrete Aussagen zum energetischen Sanierungsfahrplan für Deutschland jetzt auf den neuesten Stand gebracht werden. Zwar setzt die Bundesregierung ambitionierte Energieeinsparziele bis 2050, doch ohne kurz- und mittelfristige Vorgaben und Maßnahmen für Wohnungsbau und Nichtwohngebäude kann das Ziel nicht erreicht werden. Die Gewerke der kompletten Wertschöpfungskette von Gebäude- Energietechnik bis hin zum Baugewerbe müssen bei der Umsetzung und ehrlichen Argumentation an einem Strang ziehen, so der Tenor des Workshops in Berlin.


Mit über 70% Bauanteil an PVC bei Neubau und Sanierung ist der Kunststoff heute im modernen Bauen nicht mehr weg zu denken. Das verpflichtet Unternehmen der Branche Ressourceneinsparungen und Wertschöpfungspotentiale aller am Bau beteiligten zur Zielerreichung zu vernetzen. Um den aktuellen Stand zu ermitteln und weiteres Potential zu erkunden luden die Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e.V. sowie der Hersteller von Kunststofffensterprofilen die Inoutic / Deceuninck GmbH Ende November zum Wissens-und Technologieaustausch nach Berlin. Entscheider aus Politik, Kommune und Akteure der Branche folgten der Einladung und zeigten in der Wissenswerkstatt neue Ansätze bei der Passivhausentwicklung.


Null-Energie-Gebäudebestand eine Utopie?


Die Automobilindustrie hat es vorgemacht. Will Deutschland in der Cleantechbranche künftig noch international führend sein, wird es Zeit Gebäude als eine Einheit zu sehen.


Diesen Systemgedanken von der Gebäudehülle, verwendeten Materialien, Heiz-und Klimatechnik bis medizinischer Gerätetechnik will Rosemarie Heilig ,Geschäftsführerin Zentrale Errichtungsgesellschaft mbH für das Klinikum Frankfurt Höchst, in einem zukunftsweisenden Projekt dem „Krankenhaus im Passivhausstandard“ folgen und hat erste Entwürfe vorgestellt, die bis 2015 im Klinikum Realität werden sollen.


Krankenhäuser gelten als Energieschleuder
Erste Passivhausklinik Europas entsteht in Frankfurt am Main


Bereits seit 1995 entstanden in der Stadt Frankfurt/Main erste Einfamilienhäuser im Passivhauslook, gefolgt von weiteren Projekten wie der Gebäudekomplex „Sophienhof“ mit 150 Wohneinheiten. Die Projekterfahrungen wurden dann auch beim Schulbau in Passivhausbauweise eingebracht und sollen künftig in Frankfurt bei der ersten Passivhausklinik Europas in die Praxis umgesetzt werden.


Frankfurter Modellvorhaben als Plattform – Energiestandards und Arbeitsumfeld gelten bald als wichtigstes Qualitätsmerkmal bei Arbeitsplatzgestaltung und Fachkräftebindung.


In der ersten Stufe soll der Pflegebereich in Passivhausbauweise realisiert werden. Bei der komplexen Betrachtung werden dann auch Gerätepark und Infrastruktur energetisch optimiert.
„Ich bin überzeugt, dass unser Projekt in Deutschland – wenn nicht sogar europaweit – als Modellvorhaben Schule machen wird. Dazu richten wir bereits im Vorfeld eine Plattform für alle Gewerke ein“, so Rosemarie Heilig und lädt Unternehmen aus der Fachplanung, Bauindustrie, Energietechnik bis hin zur Medizintechnik ein an der Lösung mit zu wirken. Gleichzeitig richtet Sie den Wunsch an die Teilnehmer aus der Politik, weitere Überlegungen zur Förderung von Modellvorhaben – ähnlich der Wohngebäudesanierung- auch für den Neubau von Nichtwohngebäuden zu überdenken.


Nachgefragt:


Was war für Sie der Anlass den Wissensaustausch in Form eines Workshops zu organisieren?


Stephan Coester Geschäftsführer der Inoutic / Deceuninck GmbH


[highslide](Blickpunkt;Die hohen Anforderungen der Energierichtlinien als Chance nutzen, sagt Stephan Coester Mehr;640;480)„Die hohen Anforderungen der Energierichtlinien als Chance nutzen, die dieser Standard für die Umwelt birgt“


Stephan Coester Geschäftsführer der Inoutic / Deceuninck GmbH

[/highslide]


Als Unternehmer haben wir nicht nur eine Verpflichtung unseren Mitarbeitern gegenüber.
Auch gegenüber unseren Kunden -vom Fensterbauer bis zum Investor- tragen wir Verantwortung. Werden unsere Produkte in immer komplexeren Systemen eingebaut, wird eine gewerkeübergreifende Abstimmung für qualitätsgerechtes Bauen immer wichtiger.
Gemeinsam mit unserer Entwicklung arbeiten wir konstant weiter daran passivhaustaugliche Produkte mit besten Dämmeigenschaften wie beispielsweise das Fensterprofilsystem „Eforte“voranzutreiben. Wollen wir die kommenden Herausforderungen im Passivhausstandard als Chance erkennen und umsetzten, gilt es daher auch das Image aufzuwerten und den Nutzenvorteil von Passivhäusern in den Vordergrund zu stellen.


Werner Preusker, Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e.V.


Wie andere Bauzulieferer arbeiten wir daran, Energieeinsparungen im Gebäudebestand und bei Neubauten effizient und ohne große Reibungsverluste voran zu treiben. Die Themenwelt ist dabei genauso vielfältig wie die Technologien, Produkte und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Der rege Wissensaustausch vergangener Workshops, heute war es die vierte Veranstaltung in der Form, zeigt neue Ansätze als Diskussionsgrundlage und ermöglicht allen Beteiligten den Blick über den Tellerrand.


Welche Markteilnehmer wollen Sie erreichen, um den Wissenstransfer breiter zu betrachten?


Bis Mitte 2011 müssen alle Mitgliedsstaaten ihre Programme zur energetischen Gebäudesanierung bei der EU vorlegen. Das betrifft nicht nur den Bereich der Wärmedämmung, Fassaden-und Fenstertechnik. Es ist an der Zeit die komplexe Wertschöpfungskette auf den Prüfstand zu bringen. Daher legten wir einen großen Wert darauf alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen -unabhängig vom Gewerk und der Wertschöpfungstiefe. Dabei sprechen wir alle Teilnehmer ob aus Politik, Wissenschaft, Hersteller, Architekten, Fachplaner, Ingenieure und das Handwerk an, die den Systemgedanken für eine nachhaltige Bauausführung als Dienstleistung und Qualitätsmerkmal betrachten.


Null-Energie-Gebäudebestand bereits heute machbar?


  • Passivhaus setzt bewußtes Nutzerverhalten voraus
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen nach der Wirtschaftlichkeitsbetrachung unzureichend
  • Ordnungsrecht überfordert Investoren, Hausbesitzer und Vermieter
  • Rechtssicherheit für Investoren notwendig
  • Definition für Passivhausstandard vereinheitlichen
  • Akzeptanz setzt Sensibilisierung und Kommunikation voraus
  • „Leuchttürme“ müssen bezahlbarer Standard werden


„Ob wir das Ziel erreichen, liegt bei uns allen. Der Workshop hat bestätigt, dass im Gebäudebereich die Technik heute schon verfügbar ist. Wenn wir die Weichen heute richtig stellen, können wir das Ziel über ein Mix von Plusenergiegebäuden, Passivhäusern und einen Anteil von weniger gut sanierbaren Denkmälern schaffen. Wollen wir aus der Utopie Null-Energie-Gebäudebestand in 2050 Realitäten schaffen, ist das Zusammenwirken aller Beteiligten notwendig. Wir müssen dazu eine neue Aufbruchstimmung schaffen den Nutzen von Passiv-und Nullenergiehäusern für die Volkswirtschaft und den einzelnen aufzeigen und so attraktiver machen“, führt Preusker abschließend Fazit.






[highslide](Vortraege zum download;Download der Vortraege;860;640)Zum lesen benötigen Sie den PDF Reader Workshop Null-Energie-Gebäudebestand eine Utopie?


Rosemarie Heilig Geschäftsführerin Zentrale Errichtungsgesellschaft mbH für das Klinikum Frankfurt-Höchst GmbH
Null-Energie – eine Illusion? Politische Rahmenbedingungen bei energieeffizienter Sanierung im Bestand und bei Neubauten. Vorhaben in Hessen und der Stadt Frankfurt. Das Klinikum Frankfurt-Höchst, das erste Krankenhaus in Passivhausbauweise in Europa.


Download als ZIP-Datei


Christian Bruch Rechts- und Energiereferent Bundesverband Freier Immobilien- und
Wohnungsbau-Unternehmen e.V.


Das Wirtschaftlichkeitsgebot der EU-Gebäuderichtlinie, EnEG und EnEV und die Notwendigkeit der Einhaltung laut Bundesregierung. Sind gleiches Verständnis und gleiche Verwendung auf nationaler wie europäischer Ebene vorhanden? Warum ist die Beachtung des Wirtschaftlichkeitsgebotes von solch entscheidender Bedeutung? Einschätzungen aus der Sicht des Bundesverbandes.


Download als ZIP-Datei


Dr. Frank Heidrich Leiter des Referates SW34 – Förderung von Energieeinsparung und Klimaschutz im Gebäudebereich, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Das Energiekonzept der Bundesregierung: Schwerpunkte in der energetischen Gebäudesanierung.


Null-Energie in Bestand und Neubau. Möglichkeiten und Grenzen der öffentlichen Förderung. Die Notwendigkeit hoher Kommunikationskompetenz zum Erreichen von Glaubwürdigkeit und Akzeptanz bei unterschiedlichen Akteursgruppen und in der Bevölkerung.




[/highslide]



Umschau- Realitäten und Forschungen im Umfeld


2000 Watt-Hochhaus-Vorhandene Technik ermöglicht bereits heute Passivhausstandards zu erfüllen.


Vom Sanierungsfall zum 2000-Watt-Gebäude
Rolf Hefti Geschäftsleiter der Baugenossenschaft Zurlinden


„In Asien sind Fassaden dieser Art bereits Standard“.


Wie bringt man eine veraltete Überbauung aus den 70er-Jahren auf den Standard der 2000-Watt-Gesellschaft: Dieser Frage musste sich die Baugenossenschaft Zurlinden im Falle der beiden Hochhäuser „Sihlweid“ in Zürich Leimbach stellen. Um den heutigen ökologischen und wohnungsbaulichen Anforderungen zu genügen, werden die beiden Bauten über einen Zeit-raum von je eineinhalb Jahren umfassend renoviert. Die gesamte Fassade wird mit Photovoltaik-Elementen versehen. Neue Fenster und eine insgesamt verbesserte Isolation reduzieren den Energieverbrauch. Auch ein kompakter Baukörper trägt seinen Teil zu einer stark verbesserten Energiebilanz bei: Demzufolge werden die heute offenen Treppenhäuser geschlossen und aus den Balkonen entsteht Wohnraum. Sämtliche dieser Massnahmen tragen dazu bei, die Vorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft zu realisieren.
„Den Umfang der Baumaßnahem, die im bewohnten Zustand erfolgen, akzeptierten nicht alle Mieter. Bei unseren Projekten legen wir auf Akzeptanzumfragen großen Wert. Dabei ist wie in der ganzen Schweiz ein Generationsproblem festzustellen. Das Interesse der jüngeren Generation an Themen der Nachhaltigkeit und moderner Bauweise ist weiter verbreitet als bei älteren Mitmenschen“.


Forschungsradar


ILEK baut Plusenergiehaus in Berlin


Bild: Visualisierung:Werner Sobek Stuttgart /Umweltdienstleister „Plusenergiehaus mit Elektromobilität“

Das Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart ist beim Realisierungswettbewerb „Plusenergiehaus mit Elektromobilität“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. Der unter der Leitung von Professor Werner Sobek eingereichte Entwurf zeigt das Potenzial auf, welches aus der bisher ungekannten Verknüpfung der Energieströme zwischen der entstehenden Elektromobilität und unserer gebauten Umwelt erwächst. Architektonisch verkörpert er diese spektakulär durch einen gläsernen „Showcase“, der alle hierfür energetisch relevanten Komponenten rational organisiert und elegant zur Schau stellt.


Solarthermie mit Kunststoff-Kollektoren



SolPol Forschungsprojekt: Solarthermie mit Kunststoff-Kollektoren-Bild:J. Rekstad, M. Meir, University of Oslo

Eine neue Kollektorgeneration aus Polymerwerkstoffen erforschen Wissenschaftler der Linzer Johannes Keppler Universität (JKU). Die JKU-Wissenschafter werden im Rahmen des Projekts „Solarthermische Systeme aus Polymerwerkstoffen (SolPol)“ neuartige Kollektorsysteme in Kunststoffbauweise entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Forschungsvorhaben in zwei einander ergänzende Projekte unterteilt. Im ersten Teil, der als Grundlagenforschungsprojekt ausgelegt ist, werden die wissenschaftlichen und methodischen Voraussetzungen für die Entwicklung neuartiger thermischer Kollektorsysteme in Kunststoffbauweise geschaffen und die ökologischen sowie ökonomischen Folgewirkungen bei weltweiter Marktdurchdringung abgeschätzt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der industriellen Forschung zur Entwicklung von neuartigen Polymermaterialien und den daraus herzustellenden Kollektoren und Komponenten.
„An dem vierjährigen, mit über fünf Mio. Euro dotierten Projekt, koordiniert vom Vorstand des Instituts für Polymerwerkstoffe und Prüfung der JKU, sind zehn Unternehmen und neun wissenschaftliche Institute beteiligt“, erklärt Prof. Reinhold W. Lang von der JKU.


Energetisch bewußtes Bauen


Links:
http://www.2000watt-gesellschaft.org


ILEK
http://www.uni-stuttgart.de


Kunststoff-Kollektoren
http://www.jku.at


Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e.V.

http://www.agup.de


Inoutic / Deceuninck GmbH

http://www.inoutic.com




Mit Freunden teilen-Es werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert