Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) präsentiert Müllfahrzeug Silent Green mit erdgas-elektrischem Antrieb
Silent Green, der Prototyp eines erdgas-elektrisch angetriebenen Müllfahrzeugs, wurde am 06. September in Frankfurt öffentlich vorgestellt. Tarek Al-Wazir, Hessens Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, sowie weitere Gäste und Medienvertreter konnten sich in der Unternehmenszentrale der FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH bei einer Testrunde mit symbolischer Tonnenleerung davon überzeugen, dass das Hybridfahrzeug im Stop-and-Go-Betrieb deutlich leiser ist als ein dieselbetriebenes Fahrzeug.
Ziel des Gemeinschaftsprojekts von FES und der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) mit Förderung durch das Land Hessen ist es, weitere Potenziale dieses kombinierten Antriebs auszuloten. Schätzungen gehen aktuell davon aus, dass Silent Green nicht nur ein Drittel der bisherigen Lautstärke verursachen, sondern auch ein Drittel weniger Kraftstoff verbrauchen und ein Drittel weniger Emissionen ausstoßen wird.
Minister Tarek Al-Wazir sagte: „Wir müssen schnellstmöglich für bessere Luft in den Innenstädten sorgen. Eine der Antworten auf das Problem ist die Elektromobilität. Deshalb hat das Land Hessen die jährlichen Fördermittel auf knapp sieben Millionen Euro erhöht und damit in dieser Legislaturperiode versiebenfacht. Damit finanzieren wir Beratungen, fördern den Aufbau von Ladeinfrastruktur und beteiligen uns an Pilotprojekten wie dem in Frankfurt, das wir mit 417.000 Euro unterstützen. Weitere fünf Millionen Euro stellen wir für die Beschaffung von Elektrobussen bereit. Hessen leistet seinen Beitrag, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen.“
Frankfurts Stadtrat Claus Möbius wünschte dem Projekt guten Erfolg und erinnerte an bereits Erreichtes: „Schon heute leiste die Stadt Frankfurt mit ihren Gesellschaften und Beteiligungen wichtige Anschubarbeit zur Verkehrswende, zur Verbesserung der Luft und Verminderung der Belastung durch Verkehrslärm. Während sich in anderen Städten Politiker in der Defensive sehen, muss sich in Frankfurt über die Müllabfuhr niemand Gedanken machen. Bei FES haben wir mit darauf hingewirkt, dass nur noch Fahrzeuge der saubersten Diesel-Abgas-Klasse EURO6 in den Fuhrpark aufgenommen werden. Modellversuche wie Silent Green, die uns Daten in hoher Qualität liefern, sind für Verkehrs- und Umweltpolitiker die perfekte Basis für weiter reichende Entscheidungen.“
Die bei dem Silent Green-Fahrzeug verbaute Kombination zweier Antriebsstränge, die exakt auf die Anforderungen an die Entsorgung in der Großstadt zugeschnitten sind, ist neu. Mit Erdgas fährt das Fahrzeug ins Sammelgebiet und zurück. Beim Leeren der Mülltonnen im Stop-and-Go-Betrieb wechselt es in den Elektromodus. Dies gilt auch für den Entsorgungsaufbau: Ein erdgasbetriebener Generator erzeugt den für das Presswerk und die Lifter benötigten Strom. Beim Bremsen wird zudem Energie zurückgewonnen, in extra-starken Kondensatoren zwischengespeichert und beim Anfahren wieder abgerufen.
FES-Geschäftsführer Benjamin Scheffler: „Wir bei FES fühlen uns dem bewussten, dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen besonders verpflichtet. Das bringt unsere Arbeit mit sich: Wir verwerten, was andere als Abfall wegwerfen. Wir sind sehr gespannt, ob das neue Fahrzeug hält, was es verspricht. Wenn es sich in der Praxis bewährt, freue ich mich, den Anstoß für die Debatte in der Stadt gegeben zu haben. Es wird dann darum gehen, wie viel uns die neue Technologie wert ist.“
Wissenschaftler der Frankfurt UAS werden das Projekt-Fahrzeug in den nächsten Wochen genau unter die Lupe nehmen: Gemessen werden Lautstärke, Verbrauch, CO- und CO2-Ausstoß, Feinstaub, Gesamtkohlenwasserstoffe und Stickoxide. Außerdem betrachtet werden der Verschleiß, die Wartungsdichte, die Fahrdynamik und – nicht zuletzt – die Erfahrungen der Besatzung. Die Ergebnisse werden verglichen mit bereits erfolgten Messungen beim herkömmlichen Dieselfahrzeug.
Dr. Bert Albers, Kanzler der Frankfurt UAS, sagte: „Wegen der permanenten Anfahr- und Bremsvorgänge und den sehr langen Standphasen ist ein Müllauto ein besonders interessantes Untersuchungsobjekt, weil es gänzlich anders als ein typisches Nutzfahrzeug betrieben wird. Das üblicherweise mit einem Dieselmotor angetriebene Müllauto bewegt sich im Stop-and-Go-Modus entsprechend unwirtschaftlich. Hinzu kommen Schadstoffemissionen wie die in Verbindung mit Dieselmotoren jüngst diskutierten Stickoxide und Lärmbelastung. Die Messung solcher Emissionen ist eine Kernkompetenz unseres Forschungsschwerpunkts Mobilität und Logistik. Ganz besonders freue ich mich, dass auf diesem Gebiet eine Promotionsarbeit an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften angefertigt wird.“
Das Projekt (HA-Projekt-Nr.: 523/17-05) ist auf einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren angelegt und ist Teil des Programms „Förderung der Elektromobilität“ des Landes Hessen. Von der 417.000 Euro Förderung fließen 144.000 Euro direkt in das Fahrzeug, das mit 500.000 Euro mehr als das Doppelte eines herkömmlichen Müllsammelfahrzeugs kostet.
Bildunterschrift: (v.l.) Benjamin Scheffler, Geschäftsführer der FES, Kamil Klimek, Mülllader bei der FES, Tarek Al-Wazir, Hessens Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, Dr. Bert Albers, Kanzler der Frankfurt UAS, Florian Aumüller, Mülllader bei der FES, sowie Stadtrat Claus Möbius präsentierten das hybridbetriebene Müllsammelfahrzeug „Silent Green“.
Bildquelle: Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH