Effizientere Prozesse durch Digitalisierung
Mit der IT-gestützten Arbeitsmethode „Building Information Modeling“ (BIM) setzt sich die Digitalisierung bei der gebäudetechnischen Planung und Ausführung von Großprojekten sowie der Instandhaltung in der Betriebsphase zunehmend durch. Das sorgt für effizientere Arbeitsabläufe, kürzere Planungs- und Bauzeiten sowie eine bessere Zusammenarbeit aller Beteiligten. Einen Überblick über den BIM-Prozess gibt die Weltleitmesse Light + Building vom 8. bis 13. März 2020 in Frankfurt am Main.
Die im Juni 2019 vorgestellte Studie „Digitalisierung der deutschen Bauindustrie“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zeigt, dass BIM in immer mehr Ausschreibungen gefordert wird. Dazu gehören im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) die Ausführungsplanung für Bauprojekte allgemein, die Erstellung und geometrische Visualisierung eines virtuellen Gebäude-modells und die Erfassung aller relevanten Gebäudedaten. Etwa die Hälfte der deutschen Bauunternehmen haben bereits Erfahrungen mit BIM gesammelt und knapp 80 Prozent wollen die Arbeitsmethode in den nächsten Jahren einsetzen.
Alle Beteiligten müssen BIM jetzt umsetzen
Wollen Ingenieurbüros, Architekten, Bauunternehmen und Installateure auch in Zukunft am Markt teilhaben, sollte jetzt die BIM-Kompetenz orchestriert und ausgebaut werden. Häufig herrscht jedoch noch die Meinung, dass eine 3D-Planung bereits eine BIM-Integration sei.
André Pilling, Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunter-nehmens DEUBIM GmbH und Autor eines BIM-Leitfadens bemängelt das fehlende Informationsmanagement: „Die Zeit drängt. Der Fachplaner oder Architekt wird ein BIM-Projekt nur mit strukturiertem Informations-management und der Bauherr mit den Spezifikationen laut „Auftraggeber-Informationsanforderungen“ (AIA) erfolgreich abwickeln können.“
Durch offene Standards und Spezifikationen für BIM wird zukünftig eine herstellerüber- greifende Produktdatenbank die Planung erleichtern. Sie setzt auf Standardisierung zur Bereitstellung der Produktdaten unter Beachtung des buildingSmart Data Dictionary (bSDD). Im internationalen Merkmaleserver erhält zum Beispiel die Beleuchtungsstärke eines Leuchtmittels einen eindeutigen internationalen Code, an dem sich jeder Hersteller orientiert. Fachplaner, Handwerker und Betreiber haben somit eine einmalige nachvollziehbare Dokumentation und Revision in der Betreiberphase bis hin zur Instandhaltungsplanung und über den Lebenszyklus hinaus.
Top-Thema „Pioneering“: BIM auf der Light + Building
Unter dem Top-Thema „Pioneering“ fasst die Light + Building Produkte und Lösungen zusammen, die große Chancen bieten, aber noch nicht vollends am Markt etabliert sind. Dazu zählt auch das Thema „Digitaler Zwilling – BIM“ als Gewerke übergreifende Schnittstelle aller mit der Systemintegration betrauten Player. Auf der Weltleitmesse, die vom 8. bis 13. März 2020 in Frankfurt stattfindet, findet der Besucher in Halle 9.0 eine neutrale Informationsplattform zum Thema BIM. Hier wird der BIM-Prozess entlang der Wertschöpfungskette „Planen – Bauen – Betreiben“ dargestellt und Experten stehen für den direkten Austausch zu allen Themen und Fragestellungen zur Verfügung. Ein interaktiver Wegweiser wird dabei helfen, durch die Fülle an Informationen zu navigieren.
Zu den Topthemen: https://light-building.messefrankfurt.com/top-themen.html
Technologieskeptiker aufgepasst
Die aktuelle enorme Dynamik der Digitalisierung ist im Ausland weitaus stärker wahrzunehmen, bestätigt Thomas Kirmayr, Geschäftsführer der Fraunhofer-Allianz Bau und Leiter Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Planen und Bauen. „Die Technologie-Skeptiker laufen Gefahr, schon bald vom Markt verdrängt zu werden. Hier muss eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem rasanten Technologiezyklus und disruptiven Geschäftsmodellen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, auf Chefebene stattfinden“, regt Kirmayr an.
Neue normative Entwicklungen
Mit der VDI 3805 wurde BIM für TA- Bauteile festgeschrieben. Unter Beteiligung von buldingSMART, GEFMA, und VDI wurden seit Anfang September 2019 erstmals betriebsrelevante Daten in der VDI 2552 Blatt 6 standardisiert geregelt. Der Verein buildingSMART entwickelt offene Standards und Spezifikationen für die Arbeitsmethode BIM. Mit diesen Standards wird der Informationsaustausch durch das IFC-Datenmodell, die IDM Datenaustauschprotokolle und dem bSDD Datenwörterbuch abgedeckt.
Produkthersteller gehen jetzt verstärkt auf den Marktdrang zur Digitalisierung und BIM – Methode ein. Dabei setzten sie auf Standard-isierung zur Bereitstellung der Produktdaten, unter Beachtung des bSDD (buildingSmart Data Dictionary). Als internationaler Merkmale- server erhält zum Beispiel die Beleuchtungsstärke einen eineindeutigen Code an dem sich jeder Hersteller orientiert. Fachplaner, Handwerker, und Betreiber haben somit eine einmalige Erhebung zur nachvollziehbaren Doku-mentation und Revision in der Betreiberphase zur Instandhaltung und über den Lebenszyklus hinaus. Zukünftig gilt es für alle Projektbeteiligten BIM-Kompetenz nachzuweisen.
Alle CAD Software ermöglichen schon bei den ersten Planungsschritten die Nutzung des IFC-Formates. Seit dem Release IFC4 ist er ein offizieller ISO-Standard nach ISO 16739:2013. Zur Koordination werden die entsprech-enden Fachmodelle zur Kollisionsvermeidung in Modellcheckern überprüft. Die Technologiesprünge der Softwareentwickler legen ein hohes Tempo vor. Mehrwerte definieren sich schon längst über die Bedienbarkeit, und Schnittstellen in den Simulationstools. So zum Beispiel die Ansteuerung der GA und GLT mit einer Datenübergabe an ein Energiemanagement- system (ENMS). Neben den Autorentools wie Revit, plancal nova, linear oder DDS-Cad gibt es zur Berechnung und Simulation bereits umfangreiche Angebote.
Zu den Topthemen: https://light-building.messefrankfurt.com/top-themen.html
Glossar:
- VDI 3805 BIM für TA- Bauteile: Produktdatenaustausch in der Technischen Gebäudeausrüstung
- buldingSMART: Wesentliche Aufgabe des Verbandes ist die Weiterentwicklung und Standardisierung von offenen Austauschstandards für den Software-unabhängigen Informationsaustausch in BIM-Projekten und die Definitionen und Standardisierung von entsprechenden Arbeitsprozessen
- GEFMA: Deutscher Verband für Facility Management
- BuildingSMART Data Dictionary früher IFD
- Datennmodell: IFC Industry Foundation Classes
- DDS-Cad: Software als Projektierungsinstrument für alle Gewerke der Elektro- und TGA-Planung konzipiert
- GA: Gebäudeautomation
- GLT: Gebäudeleittechnik