BearingPoint-Studie zeigt große Kluft zwischen aktuellen und zukünftig geforderten Kompetenzen von Versorgern
Versorgungsunternehmen stehen vor einem dramatischen Umbruch: Mit dem Entstehen eines neuen, dezentralen Versorgungsmarkts in Europa erwachsen neue Marktteilnehmer und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wird unberechenbarer. Eine neue Studie des BearingPoint Institute in Zusammenarbeit mit IDC Energy Insights unter 40 europäischen Versorgungsunternehmen zeigt eine große Lücke zwischen den derzeitigen Kompetenzen und jenen, die erforderlich sind, um in den kommenden drei Jahrzehnten erfolgreich zu sein. So bieten laut Studie nur 28 Prozent der befragten europäischen Versorgungsunternehmen individuelle Tarife für die Verbraucher und nur 33 Prozent arbeiten mit neuen Marktteilnehmern zusammen, die einen IT- und Kommunikations-Hintergrund haben, wie Suchmaschinen, Preisvergleichsseiten, E-Tailer und Start-Ups. Zudem werden sich die Energieversorger in Zukunft mit neuen Marktteilnehmern auseinandersetzen müssen.
Der Micro-Grids-Betreiber, der Energiedaten-Aggregator und der Energiemanager
Die BearingPoint-Studie prognostiziert, dass in den nächsten 15 Jahren drei neue Kategorien von Marktteilnehmern erwachsen werden:
- der Micro-Grids-Betreiber, der die Infrastruktur zur lokalen Energieerzeugung betreibt
- der Energiedaten-Aggregator, der eine Übersicht bezüglich des lokalen Vertriebsnetzes bereitstellt
- und der Energiemanager, der eine schwankende Nachfrage bestmöglich mit dem volatilen Energieangebot koordiniert.
Diese neuen Marktteilnehmer können den aktuellen Marktführern gefährlich werden.
Die Wahl des richtigen Kurses hängt von den bereits vorhandenen Kompetenzen eines Unternehmens ab. Auf Grundlage der Befragung bewertet der BearingPoint Smart Utilities Index diese Kompetenzen entlang der folgenden fünf Dimensionen:
Big Data Kompetenz – 55 Prozent der Befragten erwarten, dass die Nutzung von Big Data im Jahr 2025 zu mindestens zehn Prozent der Umsatzerlöse beitragen wird – eine große Chance für die führenden Unternehmen, Marktanteile zu sichern.
Virtuelle Energieerzeugung und flexible Reaktion auf den Energiebedarf – 45 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die virtuelle Produktion fünf Prozent oder mehr der Gesamtproduktion ausmachen wird.
Micro-Grids und Nano-Grids – Ein Viertel der Teilnehmer betreiben Micro- und Nano-Grid Management. Nur deutsche und italienische Befragte erzielen daraus signifikante Umsatzerlöse.
Horizontale und offene Organisation – 43 Prozent der Befragten geben an, mit Universitäten und 28 Prozent mit einem Netzwerk von Entwicklern zusammenzuarbeiten. Ziel ist die Entwicklung von Innovationen.
Kunden-Engagement und Vertrauen – Die große Mehrheit der befragten Unternehmen (82 Prozent) geben an, mithilfe sozialer Medien und Kundenforen eine Beziehung zu ihren Kunden aufzubauen. Es werden diejenigen die Nase vorn haben, die am besten Kunden-Vertrauen und einen gegenseitigen Nutzen etablieren können.
“Die Veränderungsgeschwindigkeit im Markt der Versorgungsunternehmen, einer kapitalintensiven Branche, in der Projekte traditionell über Jahrzehnte hinweg laufen, nimmt zu. Mit der Deregulierung, der dezentralen Erzeugung und neuen Marktteilnehmern aus der IT- und Telekommunikations-Welt sind Versorgungsunternehmen mit ganz neuen Erwartungen konfrontiert“, kommentiert Roberta Bigliani, Associate Vice President Head – Europe, Middle East & Africa, IDC Energy Insights.
„Die rasante Veränderung des Energiemarktes und die steigende Ungewissheit erfordern von den Energieversorgern ein schnelleres und innovativeres Agieren in neuen Geschäftsmodellen. Getrieben werden sie hierbei durch Politik, Regulierung, Technologie, Wettbewerb aber insbesondere auch durch ein neues Kundenverhalten. Die Unternehmen, die in der Lage sind, auf dieser Klaviatur zu spielen, werden auch in Zukunft erfolgreich sein. Deutsche Energieversorger werden dabei aufgrund der komplexitätssteigernden Anforderungen der Energiewende nach einer erschwerenden Ausgangssituation sicherlich gute Entwicklungsmöglichkeiten haben – sofern sie denn in ihrem Heimatmarkt erfolgreich sind“, so Jens Raschke, Leiter des Segments Utilities bei BearingPoint in Deutschland. „Problematisch ist allerdings die Unentschlossenheit Deutschlands bei der Smart-Meter Entwicklung. In Deutschland versucht man sich des Roll-Outs zu entziehen beziehungsweise diesen zu verzögern, da unklar ist, wer das bezahlen soll. Hier wäre es wünschenswert, ein markt- und anbieterübergreifendes Modell zu etablieren, das die Einführung für das einzelne Energieunternehmen durch Planungssicherheit vereinfacht.“
Die gesamte Studie des BearingPoint Institute “Utilities x.0: time for a reboot?” finden Sie hier: http://inst.be/004UX0