Der BEE suchte während des Neujahresempfanges gemeinsam mit der Naturstrom AG und dem Publikum die Erneuerbare Energien-Newcomer des Jahres 2019. Fünf Start-ups traten am 14. Februar auf dem BEE-Neujahrsempfang gegeneinander an. Auf dem Start-up Corner präsentierten sich zehn junge Unternehmen und standen für Gespräche bereit.
Klimaschutz als Chance
Der ehemalige Vorsitzender der Geschäftsführung der WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH Andreas Feicht, seit Anfang 2019 Energiestaatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, hat auf dem Neujahrsempfang des Bundesverbands Erneuerbare Energie betont, dass das Entgelt- und Umlagensystem Innovationen im Wege stehe und dass viele die CO2-Bepreisung nahelegen würden. Einer CO2-Bepreisung noch in dieser Legislatur hat er eine Absage erteilt. Er merkte an, es sei ein sehr breites Thema, bei dem man sich jetzt nicht verzetteln dürfe, das aber umso wichtiger für die nächste Legislaturperiode werde. Feicht betonte in seiner Rede die wichtige Rolle der Erneuerbaren – „Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Zukunft erneuerbar wird“ – sowie die „große und herausragende Bedeutung“ der Sektorenkopplung. Zum Ausbau der Stromnetze bezog Feicht klar Stellung: „Der Netzausbau ist unverhandelbar, natürlich auch im Verteilnetz.“
„Klimaschutz als Chance“ zeigt sich als der rote Faden in der Rede des niedersächsischen Ministers für Umwelt, Energie, Bauen, Olaf Lies: „Erneuerbare Energien bieten die Chance, Wachstum und Wohlstand zu sichern. Lasst uns dafür sorgen, dass wir den Wohlstand CO2-frei erzeugen.“ Ein Industrieland wie Deutschland könne Modell sein. Lies bemängelte fehlenden Mut, „die Energiewende anzugehen“, dabei hänge die „Bezahlbarkeit von der Geschwindigkeit der Energiewende“ ab. Erneuerbare Energien würden der Garant für die Bezahlbarkeit sein. Lies mahnt „konsequente Entscheidungen“ zum Ausbau der Erneuerbaren an und „die politischen Blockaden zu beenden“. Hinter den Erneuerbaren Energien stünden „Tat- und Schlagkraft“, ihr Erfolg sei nicht „aufzuhalten“, man könne ihn „nur verstolpern“. In den Erneuerbaren sieht Lies eindeutig die „Zukunftschance für die Industrie“.
Dieses Potenzial bescheinigt BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter der Erneuerbaren-Branche, die sich „längst als die innovative Schlüsselindustrie etabliert hat und mit ganz konkreten Lösungen daran mitwirkt, dass der Industriestandort Deutschland moderner und zukunftsfähiger wird.“ Mit Blick auf die umfassenden Aufgaben setzt Peter auf „Pioniergeist und Know-how der gleichermaßen erfahrenen wie neugierigen Branche, die trotz schwieriger politischer Rahmenbedingungen nicht resigniert, sondern den Blick in die Zukunft richtet“. In einem dezentraler und erneuerbarer werdenden Weltmarkt komme einem starken Industrieland wie Deutschland eine besondere Bedeutung zu – vor allem, da „die anderen Länder um uns herum auch nicht ruhen.“ Die Erneuerbare Energien-Branche stehe in den Startlöchern: für Milliardeninvestitionen, zigtausende neue Jobs, regionale Entwicklung und dies gerade auch in den alten Energieregionen und für konkreten Klimaschutz.
Newcomer des Jahres 2019 gekürt
Vor der vierköpfigen Jury, bestehend aus Dr. Stefanie Groll (Heinrich Böll-Stiftung), Dr. Ruth Brand-Schock (ENERCON), Dr. Tim Meyer (NATURSTROM AG) und Hendrik Köstens (Der Tagesspiegel) traten fünf junge Unternehmen aus verschiedenen Bereichen gegeneinander an.
Dem harten Wettbewerb stellten sich ComMetering, MOWEA ,Oxygen Technologies, und vilisto, am Abend in kurzen Pitchen.
Vilisto gewann als Newcomer des Jahres 2019 und erhielt auch die Stimmen des Publikums.
ComMetering vernetzt Prosumer über intelligente Messsysteme, Lition ist im Bereich blockchainbasierte Energieversorgung tätig, MOWEA bringt modulare Windkraftanlagen auf den Markt und Oxygen Technologies hat ein Peer-to-Peer Energiehandels- und Steuerungssystem entwickelt.
Im anschließenden Publikums- sowie Jury-Voting überzeugte vilisto mit ihrem Konzept eines digitalen, selbstlernenden Wärmemanagements für Nichtwohngebäude. Das 2016 von Christoph Berger, Christian Brase und Lasse Stehnken gegründete Hamburger Start-up verspricht, besonders große Energieeinsparpotenziale zu heben, indem wenig genutzte Räume, wie etwa Büros und Schulen, effizienter beheizt werden.
Der Vorjahressieger anerdgy präsentierte sich ebenfalls noch einmal und berichtete von den Fortschritten, die sein Unternehmen seit dem Pitch auf dem letztjährigen BEE-Neujahrsempfang gemacht hat.
Vielversprechend waren auch die Lösungen von Lition. Das Berliner Energieversorgungs-Start-up gibt Stromkunden mit einer neuen Blockchain-basierten Technologie die Möglichkeit, direkt bei einem grünen Stromerzeuger ihrer Wahl Strom zu beziehen. Das Peer-to-Peer-Modell stärkt unabhängige grüne Energie-Produzenten, da sie direkten Zugang zu Konsumenten erhalten und somit höhere Margen erzielen und stärkt gleichzeitig die Attraktivität Erneuerbarer Energien. Das Ende 2017 von Dr. Richard Lohwasser gegründete Unternehmen hat derzeit mehrere hundert Kunden in 25 Städten an das System angebunden. Bis Ende 2019 soll die Kundenzahl auf mindestens 10.000 ansteigen.
Die Oxygen Techologies stellt ein Peer-to-Peer Energiehandels- und Steuerungssystem (Software) bereit. Stromverbraucher und -erzeuger schließen sich über eine gemeinsame Plattform zu einer Energiehandels-Community zusammen und handeln direkt und automatisiert Strom untereinander. Dies ermöglicht zukünftig die einfache und effiziente Koordination der seit dem EEG 2000 millionenfach entstandenen Erneuerbare Energien-Anlagen. Das 2016 von Gregor Rohbogner in Freiburg entwickelte System wird derzeit mit 70 Verbrauchern und Erzeugern der EWS Schönau in Betrieb genommen.
Die Koordination von Millionen – fluktuierenden – Energieanlagen und die Vermarktung von deren Energie wird die größte Herausforderung im Energiesystem der Zukunft sein. Das bedeutet, dass Software-Automaten die Anbieter und Abnehmer von Energie zukünftig in hoher zeitlicher Auflösung matchen müssen, so dass Überschussenergie in Realzeit untereinander gehandelt werden kann. OXYGEN TECHNOLOGIES entwickelt im Schulterschluss mit der EWS (Elektrizitätswerke Schönau) und der EGT ein solches Peer-to-Peer Energiehandels- und Steuerungssystem für Energie-Communities. Dieses Peer-to-Peer-System wird auf den Smart-Meter-Gateways von THEBEN umgesetzt.