Gasaustritt bei Geothermie-Bohrung abgewendet

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Grafik:Schweizerischer Erdbebendienst (SED)

Das Wirtschaftsforum Geothermie e.V. begrüßt den sicherheitsorientierten Umgang der Projektverantwortlichen des Geothermieprojekts im schweizerischen St. Gallen. Laut den vorliegenden Informationen wurde so am frühen 20.07.2013 ein Gasaustritt verhindert. Nun werden die Ergebnisse der laufenden Nachuntersuchungen abgewartet.

 

Gasvorkommen in Tiefbohrungen sind nichts Ungewöhnliches – aber schnelles, richtiges Handeln ist nötig. Das wurde in St. Gallen am Wochenende bewiesen. „Im Alpenraum sind Tiefengas-Vorkommen nicht unüblich. Diese sind geologisch bedingt, beim Bohrprozess wird auf ihr Vorhandensein Rücksicht genommen,“ betont Professor Thomas Kohl vom Institut für Angewandte Geowissenschaften am KIT in Karlsruhe.

 

Die Bohrfirmen sind daher auf das Auftauchen von Gasblasen im Gestein vorbereitet. Die Sicherheitstechnik muss für einen raschen Druckausgleich stets am Bohrplatz vorhanden sein. Es ist übrigens die gleiche, wie sie auch bei Erdöl- oder Erdgasbohrungen verwendet wird. „Auch diese Bohrungen können in dicht besiedeltem Gebiet positioniert sein, wie etwa die große deutsche Erdölbohrung in Speyer am Oberrhein beweist, die eigentlich als Geothermie-Bohrung geplant war“, berichtet der Geophysiker Kohl.

 

Dr. Erwin Knapek, Vorsitzender des Wirtschaftsforum Geothermie e.V., sagt: „Das Vorgehen der Projektverantwortlichen und des Baustellen-Teams in St. Gallen entspricht den Regeln der Technik. Die Sicherheit der Bevölkerung und der am Bohrloch tätigen Mitarbeiter hatte oberste Priorität. Der Betreiber hat bewiesen: Sein Konzept für schnelles Eingreifen ist
wirksam, der drohende Gasaustritt wurde verhindert.“

 

Zu den Ursachen des Bebens, das der Schweizer Erdbebendienst SED auf der II- bis IX-stufigen Skala seiner „ShakeMap“ als II bis IV einstuft, gibt es bisher noch keine abschließenden Angaben. „Fest steht aber: Die Bohrarbeiten waren bereits abgeschlossen und haben diese Seismizität nicht verursacht. Der Gaseintritt wurde erst bei nachfolgenden Arbeiten registriert, in deren Folge das Beben auftrat“, erklärt Professor Kohl.

 

Leichte Erdbeben sind in Deutschland und der Schweiz keine Seltenheit: Die Internetseite des SED listet alleine in den vergangenen drei Monaten über 200 Erschütterungen im Dreiländereck Deutschland/Schweiz/ Frankreich auf (http://www.seismo.ethz.ch). Kohl verweist auch darauf, dass die Schweizer Geologie mit ihrer dicken, kompaktierten Molasseschicht und der darunter liegenden, Heißwasser führenden Malmkalk-Schicht im Vergleich zum Bayerischen Molassebecken einige Unterschiede aufweist: Die Molasse bei München hat eine reduzierte Mächtigkeit und Ausprägung im Vergleich zu St. Gallen. „Dies führt auch zu anderen Gebirgsspannungen, als in Bayern. Aber das ist bekannt“, sagt Professor Kohl. In Bayern hat man schon reichlich Erfahrung mit Geothermie-Bohrungen sammeln können, in der Schweiz wird mit der Bohrung in St. Gallen der Untergrund nun erkundet.

 

Dr. Erwin Knapek, Vorsitzender des Wirtschaftsforum Geothermie e.V., bestätigt: „Bayern hat sich den Ruf einer ‘seismischen Ruhezone’ erworben. Es gibt hier bereits 13 laufende Geothermie-Anlagen, die Strom oder Fernwärme erzeugen, Unterhaching und Simbach-Braunau können sogar beides. Weitere Strom- und Wärmeanlagen sollen zum Teil noch 2013 an den Start gehen.“

 

„Mit jeder Bohrung wächst das Wissen, das wir über die Erdwärmenutzung aus mehreren tausend Metern Tiefe haben,“ sagt Knapek. Daher ist es sinnvoll, nun auf Ursachensuche zu gehen, und daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft abzuleiten. „Wir begrüßen die Umsicht, die Arbeiten nun ein paar Tage auszusetzen, um den Forschern genug Zeit zu geben, die Fakten zu sammeln und auszuwerten“, sagt Knapek.

 

Gerade bei der Energiewende kommt der Geothermie mit ihrem ungewöhnlich hohen Potential eine ganz besondere Rolle zu. „Mit ihrer Unabhängigkeit von Klima und Tageszeit ist sie der Schlussstein zwischen volatilen Energiequellen wie Wind oder Sonne einerseits und dem Energiebedarf andererseits. Zudem leistet sie aufgrund ihrer weitestgehenden CO 2 -Freiheit einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz“, so Dr. Knapek.

 

Internet: www.wirtschaftsforum-geothermie.de


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