Studie: Systemische Pestizide bedrohen Ökosystem

Mit Freunden teilen-Es werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen.

Weltweite Bedrohung für die Biodiversität und die Ökosystem- Funktionen befürchtet

Bienen in Gefahr Bild:  Mellifera e.V. Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle

Bienen in Gefahr
Bild: Mellifera e.V. Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle

In einer neuen (vier Jahre lang erarbeiten) Metaanalyse über die systemische Pestizide Neonikotinoide und Fipronil, die in diesem Sommer veröffentlicht wird, erwarten die Wissenschaftler eine Bestätigung, dass diese Substanzen einen erheblichen Schaden an vielen nützlichen wirbellosen Arten verursachen, und eine Schlüsselrolle bei dem Schwund der Bienen darstellen.

In den letzten 20 Jahren hat die Besorgnis über die Auswirkungen der systemischen Pestizide auf eine Vielzahl nützlicher Arten stetig zugenommen. Allerdings wurden die wissenschaftlichen Ergebnisse bisher noch nicht als schlüssig betrachtet.

Die „Task Force on Systemic Pesticides“, eine internationale Arbeitsgruppe unabhängiger Wissenschaftler, hat die verfügbare Literatur (>800 Berichte, welche von anderen Wissenschaftlern begutachtet wurden (peer reviewed) genauestens analysiert und konnte feststellen, dass es ausreichend deutliche Schadensnachweise gibt, um die Notwendigkeit einer erneuerten Gesetzgebung zu belegen.

Neonikotinoide sind Nervengifte und die Auswirkungen ihrer Exposition reichen von unmittelbar tödlichen bis zu chronischen Folgen, Sogar eine Langzeit-Exposition mit geringen (nicht-tödlichen) Dosen kann Schaden verursachen. Solche chronischen Schäden können beinhalten: beeinträchtigter Geruchssinn, Verschlechterung des Gedächtnisses, verminderte Fruchtbarkeit, geändertes Nahrungsverhalten, verminderte Nahrungsaufnahme wie eingeschränkte Futtersuche bei Bienen, ein verändertes Grabverhalten bei Regenwürmern, Flugprobleme, und vermehrte Anfälligkeit für Krankheiten.

Einer der Hauptverfasser der WIA, Dr. Jean-Marc Bonmatin („Centre National de la Recherche Scientific“ in Frankreich) sagt, dass die Beweise eindeutig sind, und dass wir Zeugen der Bedrohung für die Gefährdung der Natur und unserer Landwirtschaft sind, die mit der Gefahr durch die Organophosphate und das DDT zu vergleichen sind. Im Gegensatz zu einem Schutz der Nahrungsmittelproduktion bedroht der Einsatz der Neonikotinoide gerade die Infrastruktur. Gefährdet werden Pollinatoren, die Basisarten für die Habitat-Bildung, und die Nützlinge der Schädlingsbekämpfung, welche allesamt die Grundlage eines funktionierenden Ökosystems darstellen.

Laut der Analyse sind die am meisten betroffenen Artengruppen die Wirbellosen im Boden vorkommenden Lebewesen wie z.B. Regenwürmer, welche unterschiedlichen Konzentrationen ausgesetzt sind, und zwar hohen via Boden und Pflanzen, den mittleren via Oberflächenwasser und dem Ausscheiden aus Pflanzen, und den niedrigeren via Luft (Staub). Negative Auswirkungen können bei einzelnen Lebewesen und ebenso bei Populationen auftreten, sogar bei niedrigem Expositionsniveau wie auch bei akuter (ständiger) Exposition. Das erklärt die hohe Verletzlichkeit durch jene Konzentrationen der Neonikotinoide, wie sie in der Landwirtschaft in Gebrauch sind.

Am zweitstärksten ist die Gruppe der Pollinatoren betroffen wie Bienen und Schmetterlinge, welche auf dem Wege der Luft und durch Pflanzen hoher Kontamination ausgesetzt sind und einer mittleren durch Wasser. Sowohl bei Einzelwesen bei Populationen können negative Effekte auftreten, wobei sie ebenfalls gegen niedrige und gegen akute Expositionen höchst empfindlich sind.

Desweiteren gibt es die Wirbellosen in Gewässern wie Süßwasserschnecken und Wasserflöhe, die ebenfalls gegenüber niedriger und akuter Exposition verletzlich sind, und die als Einzelwesen, als auch als Population und in der gesamten Habitat-Gemeinschaft betroffen sein können, Außerdem werden Wirbeltiere wie Vögel in niedriger und mittlerer Exposition via Boden, Luft, Wasser, und Pflanzen sowohl als Einzelwesen als auch auf Populationsebene geschädigt.

Auswirkungen wurden auch bei Fischen, Amphibien, und Mikroben sowohl bei hohen Konzentrationen als auch bei chronischer Exposition gefunden. In Wasserproben aus allen Erdregionen wurden regelmäßig die ökotoxikologischen Grenzwerte übersteigende Konzentrationen gefunden.

Derzeit gibt es noch nicht genügend Daten, um eine Bedrohung von Säugetieren oder Reptilien bewerten zu können, aber in Bezug auf letztere wurde von Forschern auf wahrscheinliche Schäden geschlossen.

Abgesehen von der Tatsache, dass diese Chemikalien auch Nicht-Zielarten über unmittelbare Exposition treffen (z.B. Insekten, die Nektar an behandelten Pflanzen suchen), werden diese Substanzen auch in unterschiedlichen Konzentrationen außerhalb der absichtlich behandelten Flächen vorgefunden. Die Wasserlöslichkeit der Neonikotinoide bewirkt, dass sie leicht gelöst und abgespült werden, weshalb man nachgewiesen hat, dass sie große Gebiete verunreinigen und dadurch zu chronischer und akuter Exposition für alle Organismen in Uferzonen, Brackwasser in Flussmündungen, und in Küstengewässern führen.

Neonikotinoide werden inzwischen weltweit am meisten verwendet mit einem geschätzten globalen Marktanteil von 40%. Im Jahr 2011 hat der Verkaufswert US$ 2,63 betragen. Anzumerken ist, dass sie auch häufig im häuslichen Bereich z.B. gegen Flöhe bei Katzen und Hunden aber auch gegen Termiten bei Holzbauten benutzt werden.

Der Vorsitzende der Task Force, Dr. Maarten Bijleveld van Lexmond, hat es so ausgedrückt: „Die Forschungsergebnisse über Neonikotinoide und Fipronil sind aufs schwerste beunruhigend. Heutzutage können wir klar erkennen, dass diese Substanzen ein Risiko für das Funktionieren und für die Leistungen der Ökosysteme darstellen, welches die Sorge um eine einzelne Spezies weit übertrifft, und das wirklich von Regierungen und Regulationsbehörden berücksichtigt werden muss.“

Was die Besorgnis über sie systemischen Pestizide Neonikotinoide und Fipronil betrifft, dachte man bisher vor allem an die Honigbienen, und beispielsweise hat die EU-Kommission deswegen limitierte Maßnahmen angeordnet. Die Hersteller dieser neurotoxischen Stoffe haben jedoch allen Schadensersatzforderungen widersprochen. Indem die WIA die gesamte verfügbare Literatur kritisch überprüft hat anstatt einfach einzelne Berichte mit einem anderen zu vergleichen, gelangt die WIA zu der Schlussfolgerung, dass feld-realistische Konzentrationen von Neonikotinoiden bei Bienen negative Auswirkungen auf die individuelle Navigation im Gelände, auf das Lernen, auf das Nahrungssammeln, auf die Lebensdauer, die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, und auf die Fruchtbarkeit haben. Bei Hummeln wurden unwiderlegbare Auswirkungen in Form von verlangsamtem Wachstum des Hummervolkes und der Erzeugung von signifikant weniger Königinnen gefunden.

Die Verfasser empfehlen nachdrücklich, dass die regulierenden Behörden mehr Vorsichtsmaßnahmen treffen und die Gesetzgebung bzgl. der systemischen Pestizide deutlich verschärfen. Es sollten Pläne für einen weltweiten Ausstieg dieser Substanzen, oder zumindest begonnen werden, Pläne für eine deutliche Verminderung der globalen Verbrauchsmenge zu erreichen.

www.tfsp.info


Mit Freunden teilen-Es werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*