Der traditionelle LogistikTag Berlin Brandenburg führte am 12. September 2014 die Logistikbranche, weitere Wertschöpfungpartner und Entscheider in Politik und Verwaltungen sowie wissenschaftliche Einrichtungen zusammen. Erstmals an der Technischen Hochschule Wildau durchgeführt, wurden mögliche Effizenzpotentiale im intermodalen Verkehr vorgestellt und diskutiert.
Die bereits neunte Auflage der Veranstaltung organisierten der Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e.V. und der Landesverband des Berliner und Brandenburger Verkehrsgewerbes e.V. in Zusammenarbeit mit der ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH und dem LogistikNetz Berlin-Brandenburg. Die TH Wildau als Gastgeber gehört zu den wichtigsten Kompetenzzentren für die akademische Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Logistik. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Verkehrslogistik und die damit verbundenen komplexen Sicherheitsanforderungen.
Das diesjährige Thema „Intermodaler Verkehr – Potentiale. Produkte. Perspektiven“ war von besonderer Aktualität, da es bei der Organisation und Abwicklung logistischer Abläufe mehr und mehr um die Steigerung der Effizienz, die Senkung des Energieverbrauchs und der Umweltbelastung sowie die Entlastung des Straßen- und Autobahnnetzes geht. Aber nicht nur für die Logistikbranche selbst ist das Thema wichtig, ebenso für die verladende Wirtschaft, branchennahe Dienstleister und Zulieferer.
Viel Beachtung fand das vorgestellte Arbeitsergebnis „Potentialanalyse zur Verlagerung
von Sattelaufliegern auf die Schiene in Deutschland“ von Martin Jung. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter von der Technische Hochschule Wildau analysierte er gemeinsam mit Prof. Herbert Sonntag in der Forschungsgruppe Verkehrslogistik die Forderungen aus dem Weißbuch der europäischen Verkehrspolitik. Demnach soll bis zum Jahr 2050 die Verlagerung von über 50 % der Transporte auf Strecken über 300 km auf umweltfreundlichere Verkehrsträger umgestellt werden.
Es zeigt sich, dass das dominante Grundpotential der verlagerungsfähigen Verkehre sich auf Transporte mit Sattelaufliegern beziehen muss. Sattelaufliegerverkehre stellen bereits drei Viertel der Transportleistung auf der Straße in Deutschland dar und sind bereits stark gebündelt auf den Autobahnen. Darüber hinaus haben circa 50 % der Sattelaufliegerverkehre bereits Transportweiten über 400 km.
Kostensenkung in der Logistikkette
Die Sparpotenziale in der Logistikbranche durch eine Verbesserung des intermodalen Verkehrs sind vielseitig, weiß auch der Diplom Ingenieur und Betriebswirt Lutz Götze von Expense Reduction Analysts im Gespräch anlässlich des Logistiktags in Wildau.
Im Ausbau des kombinierten Verkehrs liegt ein erheblicher Kostenvorteil für alle Unternehmen, so Götze. Hier sieht der Betriebswirt aber auch die Politik in der Pflicht. „Damit die weiterhin im Aufstieg befindliche Logistikbranche den Anforderungen eines umweltfreundlichen Verkehrs realisieren kann, sind sowohl die Angebote aus der Politik aber auch Maßnahmen im Straßen-und Brückenausbau notwendig. Für manche Unternehmen führen immer wieder zahlreiche Strecken-und Brückensperrungen zu Mehrkosten durch lange Umwege. Eine seriöse Kostenkalkulation wird somit immer komplizierter, ergänzt Götze.
Kombiverkehr elektrisiert
Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH stellte am Logistiktag den größten Elektro-LKW mit Straßenzulassung vor. Als erstes Fahrzeug seiner Art auf Berliner Straßen, führt der BEHALA-Geschäftsführer Peter Stäblein die vollelektrische intermodale Lieferkette des kombinierten Verkehrs ein. Der LKW wird ebenfalls unter Leitung von Prof. Sonntag an der TH Wildau im Rahmen des geführten Schaufenster-Projekts KV-E-Chain eingesetzt und transportiert Container mit Waren, die per Zug unter anderem vom Projektpartner DHL im Berliner Westhafen ankommen, an verschiedene Ziele in der Stadt.
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Forschungsprojekt wird noch bis 2016 spannende Praxisergebnisse liefern, ist sich der Projekt-Koordinator Dipl.-Ing. Philip Michalk von der TH Wildau sicher. „Im Rahmen des Projektes werden sowohl Praxistauglichkeit und verschiedene Einsatzmöglichkeiten untersucht. Seit dem Start des Projektes kommen auch erste Anfragen aus anderen Unternehmen, vor allem solchen, die ebenfalls städtische Verkehre in bewohnten Gebieten durchführen.
Noch könnten die hohen Investitionskosten Nachahmer abschrecken. Jetzt gilt es daher die gesammelten Daten auszuwerten und mögliche Kosteneinsparpotentiale zu entwickeln. Vor allem der niedrige Energieverbrauch und der geringe Wartungsaufwand für Elektrofahrzeuge machen uns zuversichtlich“,so Michalk.
BEHALA Geschäftsführe Stäblein sieht trotz der hohen Investitionskosten, ein vergleichbares Dieselfahrzeug kostet nur die Hälfte, klare Vorteile in der City Logistik. „Der Terberg YT202 EV gibt uns nun die Möglichkeit neue Wege für einen umweltfreundlichen Transport zu erproben. Mit der eingeschränkten Straßenzulassung kann das Fahrzeug zwar nicht auf Autobahnen fahren, doch im
Terminaleinsatz und bei der Belieferung naher gelegener Kunden, steht der LKW konventionell angetriebenen Fahrzeugen in nichts nach“, so Stäblein.
Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt.