Kommunale Wärmeplanung als Chance für Logistikzentren

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Logix Kommunalkonferenz im Rahmen der ExpoReal in München: v.l-Moderatorin Alexandra May, IMPULSE für die IMMOBILIENWIRTSCHAFT; Kuno Neumeier, Sprecher BVL Themenkreis Logistikimmobilien & CEO Logivest Gruppe
Jannick Höper, LIST Eco GmbH & Co. KG; Arthur Dornburg, bluemove Consulting GmbH

Im Rahmen der Expo Real 2024 wurden während der Logix Kommunalkonferenz die Potenziale von Logistikimmobilien zur Unterstützung der kommunalen Wärmeplanung und Energieversorgung diskutiert. Mit einem „ja aber“ könnte das Flächenpotenzial für die Photovoltaik genutzt werden und dezentrale Nahwärmenetze die kommunalen Netze ergänzen. Bidirektionale kalte Nahwärmenetze (bkwn) haben sich bereits zum Heizen und Kühlen für Wohnquartiere etabliert, könnten aber auch eine zukunftsweisende Systemlös- ung für Logistikzentren sein. Eine Machbarkeitsstudie soll Anfang nächsten Jahres erste Ergebnisse liefern.

Vom 7. bis zum 9. Oktober bot die Logix Initiative während der Expo Real 2024 auf der Messe in München verschiedene spannende Dialogplattformen an. Am letzten Messetag loteten Kommunalvertreterinnen und -vertreter auf der „Logix Kommunalkonferenz“ Möglichkeiten eines neuen Miteinanders von Kommunen und Logistikimmobilien aus.

Kommunale Wärmeplanung neu Denken

Die Kommunale Wärmeplanung (KWP) bildet die Grundlage zur Erreichung einer klima- neutralen Wärmeversorgung in den Kommunen. Bis spätestens 2045 soll damit eine nachhaltige und treibhausgasneutrale Wärmeversorgung erreicht werden. Ob Logistik- immobilien eine Unterstützung für die kommunale Wärmeplanung sein können, wird derzeit in einer gemeinsamen Logix Machbarkeitsstudie der LIST Eco GmbH & Co. KG, Fiege und Siemens erarbeitet.

Jannick Höper, geschäftsführender Gesellschafter LIST Eco GmbH & Co. KG, will nicht nur das Verständnis für die Logistikbranche in den Kommunen steigern, er will die Anwohner mit dem Flächenpotenzial der Logistikflächen mit erneuerbarer Energie und Wärme versorgen. „Es gibt dabei nicht die eine Lösung zur kommunalen Wärmeplanung. Vielmehr sollte sich der Technologiemix zur zentralen oder dezentralen Wärmeversorgung nach der Lage vor Ort richten. Für kleinere Kommunen sehen wir große Chancen in der dezentralen Versorgung oder Ergänzung eines vorhandenen Netzes. Dabei bieten sich neben der Photovoltaik und solaren Erzeugung von grünem Wasserstoff auch lokale Kaltwärmenetze zum Heizen und Kühlen als Lösungen an“, so der studierte TGA Ingenieur.

Die bluemove-consulting GmbH erarbeitet und realisiert zukunftsorientierte Energie- effizienz-Modelle für Unternehmen, Immobilien, Industrie, die Logistikbranche und die Abwasserwirtschaft. Viele Gemeinden sind bei der Planung und späteren Umsetzung oftmals personell überfordert, so die Erfahrungen von Arthur Dornburg, Geschäftsführer bluemove-consulting. Die meisten Überlegungen gehen in Richtung Wärmepumpe oder Fernwärme. Um die kommunale Wärmewende hinzubekommen, müssen wir jedoch technologieoffene und auf die Gemeinde abgestimmte Lösungskonzepte erarbeiten und Projektbeteiligte schon zu Beginn an einen Tisch versammeln. Das Ziel müssen CO2-freie Lösungen zu bezahlbaren Preisen sein. Um diesen Spagat zu meistern bedarf es viel Erfahrung, Realitätssinn und die idealen lokalen Voraussetzungen. Die Investitionskosten für den Aus- bzw. Aufbau von Fernwärmenetzen rechnen sich nur bei effizienter Leitungs- führung und idealer Abnahmestruktur. Ansonsten werden lokale Lösungen effizienter und wirtschaftlicher sein, so dass Wärmenetze auch nicht an allen Orten und Stadtteile sinn-voll angeboten werden können. Der große Flächenanteil von Logistikimmobilien bzw. -parks in Kombination mit dem geringen Eigenverbrauch ist die ideale Voraussetzung für ein „Plusenergiegebäude“. Unter den o.g. idealen Vorrausetzungen kann sie mit dezent- ralen Nahwärmenetzen und Solarenergie als Energie- oder Wärmezentrale die komm- unale Versorgung eine mehrfach bewährte Alternative sein, ist sich Arthur Dornburg sicher. „Unsere Erfahrungen zeigen: Damit die Investitionsrisiken der Projekte überschau- bar sind, sollten die Kommunen schon bei der Planung einen Masterplan, z.B. für einen regionalen Energiepark, entwickeln“, rät Dornburg.

“Unser Ziel ist es, das Potenzial von Logistikimmobilien und Gewerbegebieten als kommunale Energieparks hervorzuheben. Die Dachflächen von Logistikimmobilien eignen sich beispielsweise ideal für Photovoltaikanlagen. Nach dem Eigenverbrauch kann die überschüssige Energie dann auch ins öffentliche Netz eingespeist und den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden“, so Kuno Neumeier, Sprecher BVL Themenkreis Logistikimmobilien & CEO Logivest Gruppe.

In Gesprächen sehen wir, dass kleine Kommunen dem Thema kommunale Wärme- planung gegenüber zwar aufgeschlossen sind, jedoch bei der Vielzahl an anstehenden klimabedingten Umstrukturierungen personell und finanziell klar überfordert sind. Schon die Ausschreibungsprozesse seien sehr kompliziert, hier kann mit einem Masterplan, der in Phase 0 mit allen Beteiligten erstellt werden sollte, gegengesteuert werden, rät Neumeier. 

Kalte Nahwärmenetze senken Erschließungskosten

Grafik Gesamtsystem eines bidirektionalen kalten Nahwärmenetzes: Mit Standard PE-Rohren kann die Erdwärme besser genutzt werden. (Quelle: innovativ Schmid)

Als bidirektionale kalte Nahwärmenetze (bkwn) mit ungedämmten Rohren ausgelegt ermöglicht HIELOsystems ein CO2-freies Heizen und Kühlen für Wohn- und Industrie- quartiere. Es kann die kommunale Wärmenetzplanung als dezentrale Lösung mit Solarstrom ergänzen und Gebäude aus nur einem System mit Wärme und Kälte zu versorgen. Dabei wird Wärme aus dem Wasser eines Saisonalspeichers, dem Erdreich (Boden), der Luft oder über die direkte Sonneneinstrahlung aufgenommen und ins Netz weitergeleitet. Der Energiefluss erfolgt je nach der Jahreszeit bidirektional, d.h. „in zwei Richtungen“ somit ist es möglich, nicht nur Energie an die Gebäude abzugeben, sondern gleichzeitig überschüssige Energie aufzunehmen und zu speichern. Ein Saisonalspeicher speichert im Sommer Wärme und im Winter Kälte, die diese je nach Bedarf an die Ge- bäude abgegeben können. „Als Pionier im Energiesektor haben wir seit dem Jahr 2012 fundierte Grundlagen bei der praktischen Umsetzung entwickelt. In zwei Gemeinden konnten wir unser Know-how umsetzen und in einer Dritten läuft gerade die Umsetz- ungsphase. Unser Start erfolgte mit dem Pilotprojekt in Fischerbach. Danach haben wir mit dem gewonnenen Erfahrungsschatz unsere produktive Arbeit beim Nachfolgeprojekt in Gutach-Bleibach fortgeführt. Während dieser Zeitspanne hat unser System in diesem Entwicklungs-Prozess kontinuierlich innovative Neuerungen erfahren und kann auch für Logistikzentren und Gewerbegebiete eingesetzt werden. Neben weiteren Projekten, die sich in der Umsetzungsphase befinden, sind wir auch in der Forschung u.a. mit Prof. Dr. Ing. Marco Braun vom Institut für Kälte-, Klima- und Umwelttechnik an der Hochschule Karlsruhe aktiv“, so der Planer und Patentinhaber Arnold Schmid (HILOsystems, innovativSCHMID, Bundesverband Kalte Wärmenetze e.v.).

Im Vergleich zu Fernwärmenetzen lassen sich die Kosten in der Erschließungsphase des Baugebietes oder bei der Umrüstung durch die Verwendung von ungedämmt ausgelegten Rohrnetzen Standard PE-Rohren aus Kunststoff senken, ergänzt Schmid.

Servicelinks: 

https://www.innovativ-schmid.de/home.html

Hochschule Karlsruhe: http://www.h-ka.de/

https://exporeal.net/de


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