Smart Textiles erschließen neue TexTech-Chancen für Industrieanwendungen
Intelligente Textilien halten neuerdings Einzug in Produktion und Logistik. Ob Hightech-Handschuh für Fahrzeugbauer, Handscanner für Versandhändler, textiler Touchscreen zur Maschinensteuerung oder textile Sensoren zum Screening von Bauteilen: Smart Textiles – ein Bereich der Technischen Textilien mit seit einem Dutzend Jahren starkem Input aus dem deutschsprachigen Raum – sind im Kommen.
Die neuesten Trends im Ergebnis anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung werden Ende Februar in Bad Waldsee beim 7. Anwenderforum SMART TEXTILIES vorgestellt. Darunter als Beitrag für das Internet der Dinge smarte Technologien in Textilien, ein E-Cargobag für Lastenfahrräder oder Faserverbundstrukturen zum Einsatz in der Luft- und Raumfahrt. Auch der gastgebende Caravan- und Reisemobilhersteller Hymer Group zeigt sich interessiert an neuesten Forschungsergebnissen für innovative Produkte mit intelligenten Funktionen, wie sie die Textilforschungsinstitute beispielsweise Denkendorf (DITF), Aachen(ITA), Chemnitz (STFI), Dresden (ITM) oder Greiz (TITV) liefern.
Wachstumsplus über 25 Prozent
Nach tiefgreifendem Strukturwandel hat die deutsche Textilindustrie sich im vergleichsweise jungen Geschäftsfeld Technische Textilien eine international führende Position erarbeitet. Trotz unterschiedlicher Zahlenansätze sind sich Analysten weltweit einig: Dieser Markt wird weiter stark anwachsen. Prognosen zufolge wird die Nachfrage aus Anwendungsfeldern wie Architektur, Fashion, Automotive, Verteidigung, Sport und Fitness oder dem Medizinbereich allein für Europa bis 2022 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von über 25 Prozent bringen. Neue technologische Möglichkeiten etwa bei der textilen Sensorik, Thermoenergieerzeugung oder bei technotextilen Beleuchtungslösungen sollen schon bis 2021 eine Verdopplung des Weltmarktvolumens gegenüber 2016 bewirken.
Damit Deutschland seine Spitzenposition hält, muss vor allem beim Transfer der Lösungen in den Markt Tempo aufgenommen werden. Mit Blick auf weitere Einsatzfelder stellen Entwickler ihre smarttextilen Innovationen in Bad Waldsee anwendungs-
interessierten Mittelständlern vor:
Stricken in der Storefactory
Die smarte Servicewelt von morgen wird in der Storefactory von adidas für den Kunden erlebbar. Als Branchenbeispiel für die Industrialisierung 4.0 wurde in Berlin der Produktionsprozess Stricken in der gesamten Prozesskette digital abgebildet. Dr. Timm Wagner vom adidas-Future Team erläutert, wie dadurch Losgrößen 1 möglich werden. Die Storefactory bietet Kunden die Möglichkeit, Produkte im Laden nach eigenen Wünschen zu gestalten und sofort produzieren zulassen.
Textile Sensorik für Feuchtigkeit und Druck
Larissa Pogacnik, Produktmanagerin mit Schwerpunkt Smart Textiles bei Eschler in Balingen, wird neue Lösungen bei elektrisch leitfähigen Gewirken präsentieren, die heizen, leuchten oder sensorische Eigenschaften besitzen. Dazu gehört auch ein gemeinsam mit der Schoeller Textil AG entwickeltes, als Meterware konzipiertes, beheizbares Softshell-Material, das individuell zugeschnitten werden kann. Für textile Beleuchtungslösungen entstand ein intelligenter Schichtaufbau, der das ursprünglich punktuelle Licht integrierter LEDs homogen verteilt und so ein stimmungsvolles Ambiente erzeugt. Dank strukturierter Stoffe ist die Oberfläche dabei individuell gestaltbar.
Industrie 4.0-Konformität
Martin Legner informiert bei dem Expertentreffen über die neuartige Flachstricktechnologie der H.Stoll AG & Co. KG. Der Bereichsleiter Technical Textiles Application des Reutlinger Unternehmens geht dabei besonders auf die Formbildungsfähigkeiten und Strukturaus- gestaltungsoptionen ein, die fortgeschrittene Halb- oder Fertigprodukte mit Eigenschaften zwischen gestrickten, gewirkten und gewebten Textil-qualitäten ermöglichen. Die Breite der verwendbaren Materialien, seine technologische Variabilität je nach geplantem Einsatzbereich der Produkte sowie die Industrie 4.0-Konformität der Fertigung spiegeln den Anspruch der Entwickler an eine im Wortsinn smarte Lösung.
Mit Daten zum Geschäftsmodell
Nach dem Motto „Challenging Limits – vom Sensor zum Geschäftsmodell“ steht die intelligente Interpretation technotextiler Sensordaten im Mittelpunkt des Beitrags von Christian Wenner. Der Bereichsleiter Strategie & Portfoliomanagement der Kapsch BusinessCom AG, Wien, wird auf Entwicklungsmöglichkeiten von End-2-End-Lösungen in der gesamten Breite textiler Anwendungsfälle eingehen – darunter das Monitoring menschlicher Vitaldaten, die Überwachung von Dachbelastungen mit Schnee oder Feuchtigkeit oder die textilbasierte Überwachung von Maschinen.
„Das interdisziplinäre Forum will Anregungen für neue Produkte, Dienstleistungen und Technologien geben und zugleich die SmartTextiles-Kompetenzen in der D-A-CH-Region bündeln“, sagt Veranstalter Prof. Dr. GötzT. Gresser von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF). Jüngste smarttextile Lösung am größten europäischen Forschungsstandort ist „SensHand“,ein sensorischer Handschuh, der Lageristen beim Heben von Lasten unterstützt.
Was: 7. Anwenderforum SMART TEXTILES
Wann: 27. und 28. Februar 2019
Wo: Bad Waldsee
Programm: https://bit.ly/2rv2ESt
Kontakt: Sabine Keller, Tel: +49 (0) 711 9340 505
E-Mail: veranstaltung@ditf.de