Seit 2007 veranstalten die Textilforschungsinstitute der Regionen um Aachen und Dresden gemeinsam die Aachen-Dresden International Textile Conference. Mit zuletzt über 700 Teilnehmern zählt die Konferenz zu den wichtigsten Textiltagungen in Europa.
Die textile Fassade für gezieltes Tageslicht
Wie sich mit Funktionstextilien neue steuerbare Fenster- und Fassaden-
gestaltungen realisieren lassen, zeigte das Ergebnis eines über zwei Jahre vom BMWi geförderten ZIM Forschungsprojektes am Institut für Textil- und Ledertechnik an der Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ).
Im Rahmen einer Posterausstellung anlässlich der Konferenz wurde ein System vorgestellt, das die natürlich vorhandene Wärme- und Lichtstrahlung an Industrie- und Wohngebäuden nutzbar macht. Dabei wurden neue Strukturen und Systeme entwickelt, die eine regulierbare prozentuale Verschattung zulassen. Mit Hilfe von dreidimensionalen textilen Strukturen, welche mit reflektiven Oberflächen ausgerüstet sind, konnte außer der Verschattungsfunktion auch eine Lichtleitfunktion integriert werden, die es ermöglicht das einfallende Sonnenlicht blendfrei und in ausreichender Menge in den Raum zu projizieren. Das System ist mit geringen Verschiebewegen zur Positionierung gekennzeichnet, was auch auf großflächige Installationen zutrifft.
Mit der Lösung könnten somit neue Wege bei der Wärmegewinnung beschritten werden, beschreibt Architektin und WHZ Projektleiterin Susanne Schmidt, den Mehrwert der Forschungsergebnisse. „ Textile Kollektorflächen ermöglichen in einer vorgehängten Fassade die Nutzung der Sonnenenergie in Kombination mit einem Luft- Wärmetauscher. In einem ersten Anwendungsbeispiel wurden Zylinderstrukturen mit dreieckiger Grundfläche geschaffen, die durch ihre Drehbarkeit, unterschiedliche Montagerichtung und die differenzierte Funktionsbelegung der Flächen (eine als Strahlungsabsorber, eine als Reflektor und eine als grafische Fläche) einen Beitrag zur „lebendigen“ Fassadengestaltung liefern.
Die im Projekt hergestellten Prototypen mit den entwickelten Funktionsprinzipien heben sich vor allem durch eine erweiterte Funktionalität von den auf dem Markt erhältlichen Produkten ab. Die reflektierende Beschichtung der textilen Verschattungsflächen reguliert gleichzeitig den Wärmeeintrag in das Gebäude. Die entwickelten Ausrüstungsverfahren erweitern das Einsatzspektrum um beispielsweise Feuchträume oder Problemmikroklimabereiche an Fassadenöffnungen.
„Als Funktionsmuster erfolgreich erprobt, suchen wir jetzt Projektpartner aus der Fassadenbranche um die technischen Möglichkeiten dieser textilen Multifunktionsfassade in die Praxis zu überführen“, ergänzt Prof. Hardy Müller.
Neu Strukturen mit Carbonbeton
Die großen Herausforderungen unserer Zeit erfordern in der industrialisierten Welt ein Umdenken im Umgang mit Energie und Ressourcen, um die Sicherheit zu gewährleisten und den Wohlstand zu sichern. Das Bauwesen kann dazu entscheidend beitragen. Da es durch Herstellung, Betrieb und Rückbau von Bauwerken hohe Mengen an Energie, Flächen und Material benötigt, gehört es zu den großen Ressourcenverbrauchern weltweit. Darüber hinaus muss das Bauwesen dauerhaft die Mobilität sowie das Wohnen und Arbeiten der Menschen durch intakte Straßen, Brücken und Gebäude sicherstellen. Das soll, vor allem durch das meist verwendete Material im Bauwesen, dem Stahlbeton, erreicht werden. Jedoch ist die Lebensdauer stärker begrenzt als angenommen, denn der Stahl im Beton kann korrodieren und dadurch das Bauwerk zerstören. Das zieht vor allem einen enormen Instandsetzungs- und Kostenaufwand nach sich. Somit muss das Bauen mit Beton neu gedacht werden, um es langlebiger, leichter, flexibler und dadurch auch ästhetischer zu machen, das ist der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg.
„Aus diesem Grund ersetzen wir Stahl durch Carbon, nutzen dessen Potenzial und schaffen dadurch eine neue Art des Bauens, die so leistungsfähig ist all diesen Ansprüchen zu genügen. Der erste Schritt wird mit dem C3 – Projekt bis 2020 gemacht, in dem alle technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um Carbonbeton als neue Bauweise zu etablieren. Denn Ziel muss es sein, die derzeitige Bausubstanz zu erhalten und Neubauten schon in der Erstellungsphase mit energie- und
ressourceneffizienten Materialien zu planen und zu bauen, das ist der Anspruch an die Carbonbetonbauweise“, betont Manfred Curbach in seinem Vortrag.
Seit Ende November 2016 sind auch die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) als Organisator mit im Boot. Die Aachen-Dresden-Denkendorf International Textile Conference findet im jährlichen Wechsel an einem der drei Standorte statt. Die nächste Conference ist vom 30. November bis 01. Dezember, dann erstmals in Stuttgart, geplant.
http://www.aachen-dresden-denkendorf.de/itc/