Im Übermorgen-Projekt »Molecular Sorting« – Perfekt getrennt – ressourcenschonend produziert arbeiten Fraunhofer Wissenschaftler neben anderen Projekten an künftigen Aufbereitungstechnologien verschiedenster Materialverbünde. So soll aus Alt-Flachglas wieder hochtransparentes Glas werden.
Versiegende Rohstoffvorkommen, rasant wachsende Nachfrage in Schwellenländern, steigende Umweltschutzanforderungen – all diese Faktoren sind verantwortlich für explodierende Rohstoffpreise. Ohne eine effizientere Kreislaufwirtschaft und verbessertes Recycling lässt sich die Situation nicht lösen. Forscher entwickeln neue Trenn- und Sortiertechniken für ressourcenschonendes Produzieren.
Wie eine Stofftrennung auf molekularer Ebene aussehen kann, demonstrieren Forscher des ISC am Beispiel von Glas, einem mineralischen Rohstoff. Für Zukunftstechnologien wie die Photovoltaik und die Solarthermie sind Gläser erforderlich, die extrem wenig Eisen enthalten dürfen, da dieses die Lichtdurchlässigkeit senkt. Die Wachstumsdynamik dieser Technologien ist aber so groß, dass weder die natürlichen eisenfreien Rohstoffquellen noch die Recyclingmenge von ausgedienten PV-Modulen mit hochtransparenten Gläsern ausreichen. Hier bietet sich Flachglas als Rohstoffquelle an, das bisher etwa zu billigem Behälterglas verarbeitet wird. Das Problem: Der Eisengehalt von Flachglas ist zu hoch. Bislang wird es chemisch entfärbt, dadurch erhöht sich die Transmission jedoch nicht. Die ISC-Experten entwickeln jetzt Verfahren, welche das Eisen auf molekularer Ebene vom Glas trennen sowie verbleibende geringste Eisengehalte so umwandeln, dass die Transmission nicht mehr beeinträchtigt wird. Die Stofftrennung erfolgt bei rund 1500 Grad Celsius in der Glasschmelze. »Im Prinzip fischen wir in der Glasschmelze die Eisenatome heraus«, sagt Dr. Jürgen Meinhardt vom ISC. »Wir nutzen Alt-Flachglas als Rohstoffquelle, um hochtransparentes Glas herzustellen. Flachglashersteller verwenden derzeit teure, kaum noch verfügbare eisenfreie Ausgangsrohstoffe, die sie den mineralischen Rohstoffen beimischen, um so Gläser mit hoher Transmission zu fertigen. Nur 10 bis 20 Prozent der Alt-Flachgläser wandern heutzutage in den Kreislauf der Flachglasproduktion«, so Meinhardt. Die hochtransparente Glasscheibe soll in etwa drei Jahren als Demonstrator vorliegen.
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