Zwei der vier pneumatischen Kammern der EU-finanzierten Wasserkraft-Teststation Wave Hub vor der Küste Cornwalls im Vereinigten Königreich warten auf ihre Nutzer. Wave Hub ist die größte Teststation ihrer Art weltweit und wird mit 23 Mio. EUR vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des Ziels Konvergenz finanziert, das auf ein nachhaltiges integriertes Wirtschaftswachstum und die Schaffung nachhaltiger Beschäftigung orientiert.
Wave Hub stellt langfristig gemeinschaftlich nutzbare Offshore-Infrastrukturen für die Demonstration und den Test mehrerer Wellenenergie-Konverter zur Verfügung. Auf dem Meeresboden 16 Kilometer vor der Küste befindet sich eine gigantische elektrische Basisstation, die die Energie der umliegenden vier Wellenkraftwerke sammelt. Die einzelnen pneumatischen Kammern mit einer Kapazität von 4 bis 5 MW können quasi angemietet werden, und würden, so wird geschätzt, Strom für mehr als 7.000 Haushalte erzeugen.
Kürzlich ist auch das irische Unternehmen OceanEnergy Limited zu Wave Hub gestoßen – neben Ocean Power Technologies (OPT), das seinen Firmensitz im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten hat und dessen Zusage für den Betrieb seiner PowerBuoy-Anlage auf Wave Hub bereits unter Dach und Fach ist.
Über die letzten drei Jahre testete OceanEnergy einen Prototypen mit einem Viertel der Leistung des jetzigen OE Buoy in der Bucht von Galway, Irland. Die Tests wurden teilweise über das EU-finanzierte Projekt CORES (Components for ocean renewable energy systems) finanziert, das wiederum mit mehr als 4,5 Mio. EUR durch ein Förderstipendium unter der Thematik „Energie“ des Siebten Rahmenprogramms (RP7) bezuschusst wurde.
Jetzt soll OE Buoy auf Wave Hub getestet werden. Im Wesentlichen handelt es sich bei Wave Hub um eine gigantische Steckdose auf dem Meeresboden, von der ein 1.300 Tonnen schweres und 25 Kilometer langes Unterwasserkabel zu einem Umspannwerk an der Küste führt, wo der Strom ins Netz eingespeist wird.
OE Buoy basiert auf dem Prinzip der durch Wellenhub hervorgerufenen oszillierenden Wassersäule. Wenn die Wellen das Wasser in die pneumatische Kammer drücken, entweicht Luft durch eine Turbine auf der Wasseroberfläche und erzeugt Strom. Sinkt der Wasserspiegel wieder ab, zieht das erzeugte Vakuum erneut die Luft durch die Turbine. Das technologische Prinzip beruht auf einer kontinuierlich rotierenden Turbine, unabhängig von der Luftrichtung. Dadurch wird eine sehr hohe Effizienz erreicht, und weil nur ein einziges bewegliches Teil benötigt wird, sind auch die Wartungskosten entsprechend gering.
Im November 2010 stattete erstmals Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung und Innovation, im Rahmen des Projekts CORES OE Buoy einen Besuch ab.
Claire Gibson, Generaldirektor von Wave Hub, äußert sich zur Inbetriebnahme der zweiten Kammer: „Wir freuen uns über die gelungene Partnerschaft mit OceanEnergy Limited und werden sie in den kommenden Monaten nach Kräften bei der Installation ihrer Anlage auf Wave Hub unterstützen. OceanEnergy hat nun die dreijährigen Tests des Prototypen im Feldversuch auf hoher See abgeschlossen und ist bereit für den nächsten Schritt: den Einsatz der kompletten Anlage auf Wave Hub. Ist der Test erfolgreich, ist zu erwarten, dass OceanEnergy weitere Anlagen auf Wave Hub installiert. Bei der Einrichtung der OceanEnergy-Anlagen wird sich zeigen, ob unsere betrieblichen Abläufe stimmen, sodass wir auf die Lizenz hin orientieren können. Dies wird auch weiteren Anlagen auf Wave Hub den Weg ebnen.“
Wellenkrafttechnologie ist ein noch junger Forschungsbereich. Damit diese Systeme irgendwann vollständig kommerziell nutzbar sind, müssen sie für die Massenproduktion weiter entwickelt werden.
Wellenenergie stellt eine sichere und umweltfreundliche Stromquelle für die kommenden Jahre dar. Der große Vorteil dabei ist, dass keinerlei schädliche Treibhausgase in die bereits belastete Atmosphäre gelangen. Die EU unterstützt und ermutigt den Einsatz dieser Technologien, um ihr Ziel zu erfüllen, bis zum Jahr 2020 25% des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken.
Die irische Parlamentsabgeordnete Phil Prendergast von der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten (S&D) befürwortete die Unterstützung der OE Buoy-Tests durch das Siebte Rahmenprogramm (RP7) und pries die offensichtlichen Vorteile der neuen Partnerschaft zwischen OceanEnergy und Wave Hub: „Die EU unterstützte die irischen Partner mit mehr als 1,4 Mio. EUR und ermöglichte ihnen damit die Beteiligung an Forschung und Entwicklung für dieses Weltklasseprojekt. Nun zahlt sich die Investition aus, da dieses und vergleichbare Projekte bereits Ergebnisse vorweisen können, von denen ganz Europa profitieren kann. Weiterhin ist die OceanEnergy-Partnerschaft ein triumphaler Erfolg für die irische Forschungs- und Entwicklungsbranche, insbesondere im Zusammenhang mit den jüngsten Ausschreibungen des neuen europäischen FuE-Programms Horizon 2020. (cordis/oceanenergy)