Die Energieplattform des europäischen Dachverbandes der technikwissenschaftlichen Akademien Euro-CASE wird künftig wissenschaftlich fundierte Politikberatung für EU-Institutionen im Bereich Energie und Innovationen anbieten. An der Plattform beteiligen sich namhafte Wissenschaftler und Experten aus vierzehn nationalen Akademien. Am 1. und 2. Oktober 2013 kamen die Fachleute in Brüssel auf Initiative von acatech zur Auftaktveranstaltung zusammen.
Wie soll das europäische Energiesystem im Jahr 2030 aussehen? Diese Frage hat die EU-Kommission im aktuellen Grünbuch zur Klima- und Energiepolitik bis 2030 aufgeworfen. Die neu gegründete Energieplattform von Euro-CASE wird der Kommission ihre Expertise zur Verfügung stellen: „Wir wollen im Dialog mit Politik, Wissenschaft und der Öffentlichkeit mögliche Wege für die Zukunft der europäischen Energiepolitik erarbeiten“, erläuterte Ottmar Edenhofer zum Auftakt. Der Direktor des Mercator-Forschungsinstituts MCC und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hat für acatech den Vorsitz der Energieplattform übernommen – gemeinsam mit Bernard Tardieu, dem Vorsitzenden des Komitees „Energie- und Klimawandel“ der französischen Akademie für Technikwissenschaften NATF.
Mit der gebündelten Kompetenz der technikwissenschaftlichen Akademien wird die Energieplattform künftig unabhängige, wissenschaftsbasierte Politikberatung anbieten. Die Fachleute werden Szenarien entwickeln, die den Verantwortlichen als Entscheidungsgrundlage für ihre Politik dienen sollen. Zu den Leitthemen „Finanzierung von Energieinfrastrukturen“ sowie „Energietechnologien und Innovation“ wollen die Wissenschaftler im kommenden Jahr erste Ergebnisse präsentieren.
EU-Energiekommissar Günther Oettinger hatte die Initiative ausdrücklich begrüßt. Die Ergebnisse der Plattform sollen in die Beratungen der Kommission über den Rahmen einer europäischen Klima- und Energiepolitik Eingang finden. Gastredner beim Auftakt war Dominique Ristori, Generaldirektor des Joint Research Centres (JRC). Der oberste Repräsentant der für die wissenschaftlich-technische Unterstützung der EU-Kommission verantwortlichen Forschungsstelle hob hervor, dass die Zusammenarbeit zwischen JRC und Euro-CASE sehr begrüßt wird, um den gegenwärtigen Herausforderungen durch fundierte wissenschaftlich-technische Analysen und Modelle adäquat begegnen zu können. Der Start der Energieplattform fülle das Kooperationsabkommen zwischen JRC und Euro-CASE weiter mit Leben.
Die Euro-CASE Energieplattform bildet die europäische Ergänzung zum Akademienprojekt „Energiesysteme der Zukunft“. In dieser von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Union der deutschen Akademien der Wissenschaften getragenen Initiative erarbeiten mehr als 50 Wissenschaftler Handlungsoptionen für eine sichere, bezahlbare und nachhaltige Energiewende in Deutschland. „Die Energiesysteme der EU-Staaten sind untrennbar miteinander verflochten“, betont acatech Präsident Reinhard F. Hüttl, der im Juni dieses Jahres auch die Euro-CASE Präsidentschaft übernommen hatte. „Die Euro-CASE Energieplattform ergänzt daher in idealer Weise die energiepolitische Beratung der Wissenschaftsakademien auf nationaler Ebene.“
Euro-CASE (European Council of Academies of Applied Sciences, Technologies and Engineering) ist der Zusammenschluss der nationalen technikwissenschaftlichen Akademien aus 21 Staaten in Europa. Die technikwissenschaftlichen Akademien leisten in ihren jeweiligen Staaten unabhängige, gemeinwohlorientierte und wissenschaftsbasierte Politik- und Gesellschaftsberatung. Euro-CASE begreift sich als unabhängiger wissenschaftlicher Partner der europäischen Institutionen und erarbeitet Lösungsansätze zur Bewältigung globaler gesellschaftlicher Herausforderungen sowie evidenzbasierte Grundlagen für politische Entscheidungen. Über die Mitgliedsakademien kann Euro-CASE auf die Expertise von über 6.000 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zurückgreifen. An der Energieplattform wirken Experten und Wissenschaftler aus vierzehn Akademien mit.