ZUSE-Gemeinschaft wird dritte Säule in der Forschungslandschaft
Am 24. März 2015 lud die ZUSE Forschungs-
gemeinschaft anlässlich der Gründung zur Festveranstaltung in das VKU Forum nach Berlin. Mit derzeit rund 70 Instituten wird die „Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse“ (Zuse-Gemeinschaft) zur dritten Hauptsäule der deutschen Forschungslandschaft. Zum Auftakt-Kongress war auch die Umweltdienstleister Redaktion eingeladen, und erkundigte sich vor Ort nach den Gründungszielen.
Kaum ein Land betreibt mehr Industrieforschung als Deutschland. Die im Gegensatz zu anderen Industriestaaten vorwiegend mittelständisch geprägte Wirtschaft ist für den Innovationserfolg zunehmend auf anwendungsnahe Lösungsansätze aus der Wissenschaft angewiesen. Das Problem: Gerade diese Forschungssäule hatte bisher keine gemeinsame Stimme und Lobby. Das soll sich mit der Zuse-Gemeinschaft ändern.
Über Jahrzehnte hat sich ein bundesweites Netz aus rund 130 gemeinnützigen Industrieforschungs-
einrichtungen mit rund 10.000 Mitarbeitern entwickelt. In der lokalen und regionalen Forschungslandschaft geschätzt, werden sie überregional jedoch kaum wahrgenommen. Das soll die Neugründung ändern.
Zu den 68 Gründungsmitgliedern des technologie- und branchenoffenen Bündnisses gehören Forschungseinrichtungen aus zwölf Bundesländern. Sie decken ein breites Spektrum wirtschaftsnaher Technologiekompetenzen ab: beginnend mit den Materialwissenschaften von Holz über Kunststoff, Textil oder Papier über die Produktionstechnologie von der Fügetechnik bis zum Anlagenbau, die Optik, die Mechatronik und Informatik bis zur Entsorgung. Die Mitglieder unterstützen die Wirtschaft in allen Branchen von der Agrarwirtschaft über die Medizin bis hin zum Maschinen- oder Schiffbau.
Präsident der Zuse-Gemeinschaft ist Dr. Ralf-Uwe Bauer, Direktor des Thüringischen Instituts für Textil- und Kunststoff-Forschung e.V. (TITK), Rudolstadt. Auf der Festveranstaltung zur Gründung der Interessenvertretung bezeichnete er diesen Schritt als notwendig und überfällig. „Die Bündelung des Industrieforschungspotenzials wird dessen positive Wirkung auf die Innovationstätigkeit des Mittelstands spürbar verstärken“, zeigte sich Bauer überzeugt. Als Partner des innovativen Mittelstands mit über 100.000 regelmäßig innovativ aktiven Unternehmen gelte es zudem, bestehende Wettbewerbsverzerrungen und Ungleichbehandlungen zum Beispiel bei Förderung und Projektausschreibungen zu überwinden.
FuE-Partnerschaften als Königsweg
Deutschlandweit gibt es nach BMWi-Angaben über 100.000 mittelständische Unternehmen, die regelmäßig innovative Produkte, Verfahren und Dienst-leistungen auf den Markt bringen – leider mit abnehmender Tendenz. Weil gerade kleinere Mittelständler – angefangen von der Eigenkapitalquote über die Zahl der Entwickler bis hin zur Marktdurchdringungskraft – objektive Handlungs-grenzen haben, sind sie auf externes Wissen in Form von Kooperationen angewiesen. Aufgabe der politischen Rahmensetzung ist es deshalb, die Zahl der aktiven FuE-Firmen durch Erhöhung der Mittel beispielsweise für das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) weiter zu steigern. „Auch die mit der Wirtschaft, insbesondere dem Mittelstand, kooperierenden Forschungs-einrichtungen müssen durch auskömmliche Förderquoten in die Lage versetzt werden, die Unternehmen bedarfsgerecht zu unterstützen. Hier hat die Politik einen effektiven Hebel zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit in der Hand “ unterstreicht Vizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Nebel.
Zahlreiche Forschungsprojekte der Mitglieder, auch aus der Umwelttechnik, werden am 11. Juni 2015 zur traditionellen Leistungsschau „im Grünen“ auf dem Freigelände der AiF Projekt GmbH in Berlin-Pankow anlässlich des 22. Innovationstag Mittelstand des BMWi vorgestellt.
http://www.zuse-gemeinschaft.de/