Eine Traditionsveranstaltung feierte am 16. Mai 2013 Jubiläum: der Innovationstag Mittelstand des BMWi. Zur 20. Wiederkehr der Neuheitenschau auf grüner Wiese hat die gastgebende AiF Projekt GmbH als Projektträger für das ZIM-Programmmodul Kooperationsförderung alle Register gezogen. Das ehemalige Residenzareal von Botschaftern in Berlin-Pankow – seit 1992 Sitz der Berliner AiF-Niederlassung bzw. nachfolgend ab 2010 der AiF-Tochterfirma – wird für einen Tag zum Mekka der lndustrieforschung bei bestem Sommerwetter.
Das Freigelände der AiF Projekt GmbH in Berlin-Pankow verwandelte sich zum High-Tech Center mit 80 Zelten und 15 Großexponaten wie einem Flugauto, einem Solarcontainer und einer gläsernen Zentrifuge. Auf der Technikshow im Grünen wurden rund 200 Neuheiten gezeigt. Die meisten davon wurden gefördert durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), dessen Fördersäule „Kooperationsprojekte“ die AiF Projekt GmbH betreut, und die vorwettbewerbliche Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer Forschungsvereinigungen.
Gut angelegte öffentliche Mittel
AiF-Präsidentin Yvonne Proppert betonte in ihrer Begrüßung, dass das Netzwerk der von der AiF betreuten IGF seit beinahe sechs Jahrzehnten erfolgreiche Unterstützung bei der Entwicklung neuer Technologien für mittelständische Anwender leiste. Die Beteiligung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) an Projektbegleitenden Ausschüssen von IGF-Projekten ermöglicht vor Ort Einblicke in das Leistungsspektrum von Forschungsstellen, baut Hemmschwellen ab und erlaubt eine frühestmögliche Nutzung der erarbeiteten FuE-Ergebnisse. „Die rege und vor allem auch wiederholte Beteiligung von KMU an IGF-Projekten gibt diesem Förderkonzept Recht.“, sagte Proppert. In 2012 waren insgesamt 15.553 Unternehmen an den rund 1.600 IGF-Vorhaben beteiligt, das entspricht einer durchschnittlichen Quote von knapp 10 Unternehmen je Vorhaben. „Die aus Ihrem Hause – Herr Staatssekretär Burgbacher – 2012 für die IGF bereitgestellten 141,5 Mio. Euro sind hier also genau an der richtigen, nämlich besonders breitenwirksamen Stelle angelegt. Wir setzen deshalb darauf, dass die jährliche Aufstockung der IGF-Mittel auch künftig Bestand haben wird.“, fügte sie an.
Aus der Forschung in die Praxis
Luftfilter aus Holz
Eine neue Generation von Luftfiltern als Exponat aus der bisher insgesamt mit 132 Mio. ZIM-Euro geförderten Umwelttechnik kommt aus dem niedersächsischen Bad Essen. Die neuartigen Filter der Gustav Wilms oHG befreien nicht nur die Luft von Schadstoffen, sondern bestehen selbst aus einem heimischen und nachwachsenden Rohstoff: Kiefernkernholz. Besonders harzreich, hat es eine stark keimtötende und antibakterielle Wirkung. Damit sind die Filter gegenüber herkömmlichen Produkten aus Materialien auf Erdölbasis selbst regenerierend, haben eine längere Nutzungszeit und erhöhen jüngstenStudien zufolge durch ihre Harzbestandteile sogar noch das Wohlbefinden des Menschen. lnHerstellung und Nutzung sind sie ausgesprochen ökologisch und können nach Gebrauch imHausmüll entsorgt werden, erläutert Projektleiter Maik Drechsel. „Ohne die ZIM-Förderungwäre dieses Projekt nicht möglich gewesen, vor allem die mikrobiologischenUntersuchungen sind sehr kostenintensiv“, so der Experte.
Innovationen der Textilforschung auf BMWi-Mittelstandstag in Berlin
Das Material für neuartige Hitzeschutzanzüge mit deutlich besseren Trageeigenschaften kommt aus Bayern. Es gehört zu den jüngsten Technologieerfolgen aus der Textilforschung, die auf dem Innovationstag Mittelstand präsentiert werden. Für die Entwicklung zukunftsweisender Neuerungen aus Textilwerkstoffen hat das Ministerium im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) bisher Mittel in Höhe von mehr als 77,5 Mio. Euro bewilligt. Zu den textilen Neuheiten auf dem Innovationstag gehören ebenso faltbare Möbelstücke mit einer neuartigen verschleißarmen textilen Hülle (Dresden/Hoppegarten) und zum Einsatz bei der Entstauungstherapie nach Brustkrebsoperationen ein innovativer Armkompressionsstrumpf.
Gegen 1000 Grad Strahlungswärme resistent
Feuerwehrleute oder Arbeiter an Hochöfen und in Gießereien müssen auch bei mehreren hundert Grad einen kühlen Kopf bewahren. Damit sie nicht nur vor Hitze oder Glutspritzern geschützt sind, sondern auch nicht übermäßig ins Schwitzen geraten und rasch ermüden, hat die Firma Inventex – Spezialtextilwerk Funke (www.inventex.de) aus Hof einen neuen Verbundstoff für Schutzanzüge entwickelt. Das hochfeste synthetische Fasermaterial Kevlar® ergibt zusammen mit Feuchtigkeit aufnehmender Merinowolle einen extrem hitzebeständigen Stoff, von dem auch flüssige Metallspritzer abperlen wie Wasser.
Die reflektierende Aluminium-Oberschicht wird in einem geometrisch optimierten Muster mit dem Stoff verklebt. So widersteht der Anzug Temperaturen bis 400 Grad in direktem Kontakt und bis zu 1.000 Grad Strahlungswärme, weist aber gleichzeitig Haptik und Elastizität einer Sportbekleidung auf und lässt Schweiß und Körperwärme nach außen durch. Für diese Innovation hatte sich Inventex mit dem Textilausrüster Carl Meiser GmbH & Co.KG aus Albstadt und dem Textilveredler DST technical coatings GmbH aus Wesel zusammengetan. „Das wirtschaftliche Risiko war für alle erheblich, da wir zwar eine gute Idee hatten, technisch aber komplett Neuland betraten“, so Inventex-Chef Dr. Peter Funke. „Ohne die ZIM-Förderung wäre das Projekt nicht möglich gewesen und würde als gute Idee in der Schublade liegen“. Bei Inventex entstanden zwei neue Arbeitsplätze, Patentverhandlungen für das europaweit einzigartige Produkt laufen.
Weitere Highlights aus den Bundesländern waren:
Baden-Württemberg: Leichtester Carbonfahrlenker der Welt; Mähroboter für Steilhänge
Bayern: Tragbarer Echtzeit-Staubmonitor
Berlin: Solarkiosk für entlegene Gebiete ohne Stromanschluss; Visualisierungswerkzeug für Brandrauch in Großobjekten
Brandenburg: Faltmöbel mit textiler Hülle und leichtem, hoch belastbarem Kern
Bremen: Sprayabschreckung geschmiedeter Bauteile
Hamburg: Energiegewinnung per Hochleistungs-Ultraschall
Hessen: Textilkompatible Mikroverbindungen
Niedersachsen: Kosmetikverschlussdeckel mit Hologramm als Fälschungsschutz; energieaktivesFassadenelement auf solarthermischer Basis
Rheinland-Pfalz: Rohbiogas-Erzeugung aus nachwachsenden Brennstoffen
Mecklenburg-Vorpommern: CFK-Gitterstrukturen u. a. für Brückenkonstruktionen
NRW: Selbstleuchtende Markisen; Logistikbox als Mehrwegpalette
Sachsen: Aufsetzbare Steuerkabine für Güterzüge; Leichtbauelemente aus textilbewehrtenmineralischen Baustoffen
Sachsen-Anhalt: Nanobeschichtungen für Holz- und Laminatfußböden
Schleswig-Holstein: Elektronisch gesteuertes Flucht- und Rettungssystem
Thüringen: Kleinwindkraftanlage mit integriertem Rotor-Blitzschutz; Reinigungsroboter für Solaranlagen
Mehr dazu: http://www.zim-bmwi.de